Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 48 - die sogenannte Gablkhoferische Handlung ebenfalls bereits durch Koller oder später durch sei- nen Neffen Prandstätter gekauft wurde, ist unklar. 233 1760 musste es auf jeden Fall schon in Prandstätters Besitz gewesen sein, denn aus diesem Jahr ist eine Zahlungsbestätigung über die Dominical -Steuer (Haussteuer) in Höhe von 16 Gul- den auf dem sogenannten Prandstätter-Freihaus überliefert. 234 Das Haus Heindlkai Nr. 17 war damals ein Freihaus der Herrschaft Salburg, von dem keine Abgaben an den Markt Mauthausen, sondern an die Landschaft zu zahlen waren. 235 In den folgenden Jahrzehnten bildeten die beiden Immobilien am Heindlkai die Haupthäuser der Prandstätter sowie der nachfolgenden Generati- onen, wobei in Nr. 17 das Handelshaus und in Nr. 19 das Wohnhaus untergebracht waren. Aber zurück ins Jahr 1744 zur Häuserübergabe in Reiferdorf. Da Prandstätter die beiden Häuser in Reiferdorf zu Kriegszeiten übernahm, musste er sein eigenes Geld dazu aufwenden, um die Versorgung der Einquartierten zu berappen. Das Marktgericht Mauthausen beschloss aus diesem Grund, dass der treue Unterthan Prandstätter nicht in den Ruin geschickt werden dürfe und dass er zum Dank die beiden Koller-Häuser in Reiferdorf bekommen solle, womit die Steyrer Koller ihre Ansprüche verloren. Das Gericht entschied so, da die Häuser inzwischen baufällig waren und es keine Erbstreitigkeiten wollte, die den Verfall der Häuser noch weiter vorangetrieben hätten. Indem es Prandstätter als Eigentümer bestimmte, erwartete das Markt- gericht von ihm, dass er die Häuser in Stand und Ordnung setze und sie vor dem Eindringen Fremder schütze. Da Prandstätter außerdem das Bürgerrecht hatte, durfte er auf den Häusern alle Gerechtigkeiten ausüben und sie nach freiem Willen genießen. Den leer ausgegangenen Steyrer Verwandten, die ebenfalls Ansprüche an die Koller-Häuser stellten, wollte Johann Georg aus freien Stücken eine Abfindung in Höhe von 100 Dukaten zahlen. 236 Die einstigen Streitigkeiten um das Anwesen Jakob Kollers dürften den Beziehungen zwi- schen Prandstätter und seiner Steyrer Verwandtschaft keinen Abbruch getan haben. Von 1748 sind zwei Briefe Johann Georg Prandstätters an die Frau Maimb 237 – seine Tante Maria Elisa- betha Koller (1697–1773) – sowie seine Cousins überliefert. Maria Elisabetha war die Witwe des in Mauthausen gebürtigen Johann Josef Kollers und führte nach dem Tod ihres Mannes das Eisenwarenhandelshaus in Steyr mit den gemeinsamen Söhnen weiter. Prandstätter hatte der 233 Privatsammlung Maganja/Bauer, Übergabevertrag (25.9.1788). 234 Privatsammlung Maganja/Bauer, Dominicalsteuer (9.2.1760). 235 Willibald K ATZINGER , Mauthausen – Markt und Maut im Mittelalter, Mauthausen 2013, 110. 236 StA Steyr, Bericht über das Jakob Kollerische Haus in Mauthausen (6.7.1743), Kasten XII, L1 FII 1–108 Nr. 65. 237 Österreichische Variante der oberdeutschen „Muhme“; bezeichnet die Schwester der Mutter oder der Tante, kann aber auch eine Cousine meinen; siehe Johann Georg K RÜNITZ , Oeconomisch-technologische Encyclopaedie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirtschaft und der Kunstgeschichte [digitalisierter Volltext: www.kruenitz1.uni-trier.de] , 242 Bde., Berlin 1773–1858, Bd. 96, 634. Häuser am Heindlkai Häuserübergabe Reiferdorf Verbindungen zu den Steyrer Koller

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