Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 47 - männlichen Stammhalter der Koller übergeben werden sollten. Deshalb sah er einen Verkauf von Haus und Handlung durch Johann Adam Koller an seinen Neffen Johann Georg Prandstät- ter als illegitim an. 227 Johann Georg Prandstätter (geboren 1714) 228 war der älteste Sohn von Leopold Prandstätter (geboren 1686 in St. Veit im Mühlviertel, gestorben 1734 in Linz) und Maria Katharina Koller (1683–1734). Leopold war lange Zeit „Handlungsführer der namhaften schwiegerväterlichen Eisenwarenfirma Jakob Koller sel. Erben in Mauthausen“, Mitglied des Inneren Rats und von 1726 bis 1733 sogar Marktrichter gewesen. 229 Johann Georg dürfte in die Fußstapfen seines Vaters getreten sein, wurde er doch bei der Eheschließung mit Maria Regina Weinmeister am 5. Juli 1746 als vornehmer bürgerlicher Handelsmann bezeichnet. Seine Braut war die Tochter des Johann Georg Weinmeisters, einem Sensenschmiedmeister zu Rechnstain in Priethal bei Leonstein. Als Zeugen fungierten Franz Adam Freyschlag von Freystain (Kammerer zu St. Flo- rian) und Bartholomäus Weinmeister (Ratsbürger und Handelsmann im Markt Kirchdorf). 230 Die Vermählung mit einer Tochter aus der Sensenschmiede-Dynastie Weinmeister zeugt vom hohen Ansehen und der besten Vernetzung der Sensenhandlung Jakob Kollers sel. Erben. Auch noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts dürfte der Name Koller in der Branche von Bedeutung gewesen sein, als Anton Prandstätter – einer der Söhne Johann Georgs und Maria Regina Wein- meisters – im August 1790 Elisabeth Redtenbacher aus der Sensenschmiede- und Handelsher- ren-Dynastie ehelichte. 231 Da Johann Georgs Eltern beide im Jahr 1734 starben, nahm Johann Adam Koller seinen 20-jährigen Neffen unter seine Fittiche. Es dürfte zur Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges – genauer gesagt zur Zeit des Ersten Schlesischen Krieges (1740–1742) – gewesen sein, als ihm Johann Adam die beiden Häuser in Reiferdorf zur Gebrauch und Nuzgniessung überließ. 1741 nämlich kam es nachweislich zur Besetzung Mauthausens und der Burg Pragstein durch die mit Preußen verbündeten Franzosen und die Bayern bis Jänner 1742. 232 Johann Adam hatte inzwi- schen das Haus Heindlkai Nr. 19 gekauft, auf das im Übergabevertrag von 1788 als Adam Kol- lerischen Hauß Sub Conscript No. 58 Bezug genommen wird. Koller ist mit seiner Familie dorthin übersiedelt, weshalb er die Häuser in Reiferdorf, die ohnehin baufällig waren, getrost an den Neffen abtreten konnte. Ob das Nachbarhaus mit der heutigen Adresse Heindlkai Nr. 17, 227 StA Steyr, Bericht (19.4.1743), Kasten XII, L1 FII 1–108 Nr. 52. 228 Pfarre Mauthausen, Taufbuch 04 (1705–1725), 101/04, fol. 52. 229 Josef H. B ILLER , Der Passauer Hofapotheker Franz Sebastian Röttler (1726–1782) und seine Familie, in: Egon Boshof u. a., Hg., Ostbairische Grenzmarken (Passauer Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Volkskunde 46), Passau 2004, 133–166, hier 150 f. 230 Pfarre Mauthausen, Trauungsbuch 06 (1743–1764), 201/06, fol. 40. 231 Pfarre Mauthausen, Trauungsbuch 08 (1771–1801), 201/08, fol. 48. 232 N. N., Panorama, 322. Johann Georg Prandstätter Häuser in Reiferdorf

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