Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 45 - und Maria Rosina Kollers auf einen Anteil von 9.423 Gulden kam. 213 Anton Balthasars Anteil wurde auf die übrigen sieben Geschwister zu je 1.346 Gulden aufgeteilt und sollte laut abschlie- ßender Bestimmung zum Linzer Ostermarkt 1726 ausgezahlt werden. 214 Es wird angenommen, dass Leopold Prandstätter das Handelshaus auch nach dem Tod Anton Balthasars weiter führte, während Johann Georg Haus und Handlung erbte und somit Inhaber von Jakob Kollers sel. Erben war. Wie war es in der Zwischenzeit den einzelnen Koller-Geschwistern ergangen? Johann Josef war schon seit Jahren in Steyr ansässig, verheiratet und Inhaber einer Eisenwarengroßhandlung. Maria Anna war eine Ehe mit Friedrich Josef von Wels eingegangen und ließ sich mit ihm in St. Lorenzen im Mürztal (Steiermark) nieder. Sie heiratete damit in das Adelsgeschlecht der Ritter von Wels ein, welches 1709 in die steirische Landmannschaft aufgenommen wurde und das Schloss Oberlorenzen besaß. 215 Maria Anna starb im Februar 1728 216 – 1737 starb der zweitälteste Koller-Sohn Ferdinand, der in Reiferdorf sesshaft gewesen war. 217 Über eine Ehe- frau oder Kinder ist nichts bekannt. Nachdem auch Johann Georg im Jahr 1740 offenbar kin- derlos dahinschied, erbte Johann Adam das Haus und die Handlung entsprechend den Bestim- mungen im mütterlichen Testament. 218 Johann Adam war also in die Fußstapfen seines Vaters und seiner Brüder getreten und wurde Kaufmann. Womöglich absolvierte er sogar eine Lehre bei seinem um elf Jahre älteren Bruder Johann Josef in Steyr, denn aus dem Jahr 1708 ist im Koller-Archiv ein Kaufmannsbuch über- liefert, welches offenbar im Kontext einer kaufmännischen Ausbildung entstanden ist (mehr zum Notizbuch in Kapitel „Ausbildung und Fähigkeiten der Koller-Kaufleute“ ab S. 102) . 219 Der 1691 in Mauthausen geborene Johann Adam könnte als 17-Jähriger beim Aufbau des Ge- schäftes in Steyr mitgeholfen haben, bevor er schließlich mit seinen anderen Brüdern die väter- liche Handlung in Mauthausen übernahm. Spätestens 1724 befand er sich wieder in Mauthausen und heiratete Eva Klara Elenora Redlhammer. Zu dieser Zeit wurde er bereits als burgerl [icher] Handlsherr bezeichnet. Redlhammer war die Tochter des Rentamtsverwalters des löblichen 213 Im Jahr 1727 kam es zur Korrektur der Schätzsumme auf 70.891 Gulden; siehe StA Steyr, Übergabscontract (12.5.1727), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 26. 214 StA Steyr, Brief aus Mauthausen (22.11.1725), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 21. 215 Johann Christian von H ELLBACH , Adels-Lexikon. 2. Bd.: L bis Z, Ilmenau 1826, 709. 216 Ihr hinterbliebener Ehemann Friedrich Josef stellte Ansprüche an die Jakob Kollerische Sensenhandlung. Dazu gehörte z. B. der ihr zustehende Anteil vom väterlichen Erbe in der Höhe von 12.000 Gulden zuzüglich Zinsen, ihr Anspruch auf den brüderlichen Anteil des 1725 verstorbenen Anton Balthasars sowie Zinsen für das von Anna Maria in der Sensenhandlung angelegte Geld. Insgesamt stellte Friedrich Josef von Wels 22.050 Gulden in Rech- nung. Die Sensenhandlung wiederum erhob Gegenforderungen in der Höhe von 4.800 Gulden, darunter rund 1.000 Gulden, die den Geschwistern laut Testament zustünden, und 150 Gulden für den Altar in der Heinrichska- pelle; siehe StA Steyr, Verraittung (25.2.1728), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 34. 217 Pfarre Mauthausen, Sterbebuch 05 (1725–1742), 301/05, fol. 101. 218 StA Steyr, Bericht über das Jakob Kollerische Haus in Mauthausen (6.7.1743), Kasten XII, L1 FII 1–108 Nr. 65. 219 StA Steyr, Memorial (1660–1744), Kasten XII, L4/4 FIV 1–27 Nr. 5. Die Koller-Kinder Johann Adam Koller

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