Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 44 - dem Unternehmen zu ziehen, womit sie das Grundkapital erheblich geschwächt hätten. Die später angebrachten Auszahlungs-Bestätigungen auf dem letzten Blatt des Übergabevertrages belegen jedoch, dass die Aussicht auf Verzinsung keine Wirkung hatte und sich die vier Ge- schwister gemeinsam tatsächlich die Hälfte des Kapitals ausbezahlen ließen. Das Dokument wurde von den Vertragsparteien (bzw. deren Vertretern) und zwei Zeugen – Adam Stannedter und Martin Perr – durch ihre Unterschriften und Wachssiegel beglaubigt. 208 1725, als die Übergabesumme also noch gar nicht vollständig an die Übergebenden Ge- schwister ausbezahlt worden war, starb Anton Balthasar im Alter von nur 23 Jahren als lediger Mann. Das nicht überlieferte Testament seiner Mutter aus dem Jahr 1721 sah eine Erbfolge vor, bei der der jüngste männliche Nachkomme – also Anton Balthasar – den bevorzugten Anspruch auf das Erbe der Sensenhandlung hatte. Aus der Zeit nach seinem Tod sind im Koller-Archiv zahlreiche Dokumente überliefert. Briefwechsel zwischen Mauthausen und Steyr, Todesfall- verhandlungen und Abrechnungen dokumentieren die Regelung der Erbschaftsangelegenheiten und Nachfolgefragen im Kollerischen Handelshaus. 209 Der Schwager Leopold Prandstätter nahm sich der Verlassenschaftsverhandlung des verstorbenen Anton Balthasars an, da er als Handlungsführer den besten Einblick in die Angelegenheiten der Sensenhandlung hatte. Zur Verlassenschaft gehörten zwei Lehen in Reiferdorf (Herrschaft St. Florian) – das Gruber Lehen und das Treixlbacher Lehen – sowie zwei Grundstücke unter der Herrschaft Enns. 210 Unter der Herrschaft Pragstein in Mauthausen hatten Anton Balthasar weitere acht Grundstücke, drei Stadl sowie ein Holzplatz gehört – alles zum Gesamtwert von geschätzten 1.254 Gulden. 211 Unter dem Amt Poneggen (bei Schwertberg) hatte er weitere dreieinhalb Tagwerk Wiesen be- sessen. 212 Schließlich mussten im Zuge der Verlassenschaftsangelegenheiten auch die Anteile der Sen- senkompanie neu verteilt werden. Das Vermögen des Unternehmens wurde auf rund 77.900 Gulden geschätzt, womit – nach einigen Abzügen – jeder der acht Nachkommen Jakob 208 StA Steyr, Übergabscontract (12.5.1727), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 26. 209 StA Steyr, Brief aus Mauthausen (10.6.1725), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 10; StA Steyr, Brief aus Mauthausen (14.7.1725), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 15; StA Steyr, Brief aus Mauthausen (10.10.1725), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 18; StA Steyr, Brief aus Mauthausen (14.10.1725), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 19. 210 StA Steyr, Todesfallverhandlung St. Florian (26.6.1725), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 11; StA Steyr, Todes- fallverhandlung Enns (28.6.1725), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 12. 211 Zwei Winkersbergische Pointen (6 Tagwerk groß) und ein dabeistehender Stadl, das ainfache Paurische Grund- stuckh (3 Tagwerk groß), ein weiteres Paurisches Grundstück oder Landacker (3 Tagwerk groß) einschließlich des darauf stehenden Stadls am Berg, ein weiteres Paurisches Grundstück oder Landacker, auch die Holzpäunt ge- nannt, (3 Tagwerk groß), ein weiteres Grundstück, eine Pointe in Müttergraben, auch genannt Wiserische Paunckh am Berg , mit dabei liegender Holzstatt (3 Tagwerk groß), ein Grundstück im alten Krautgarten (1 starkes Tagwerk groß) sowie ein neu erbauter Stadl; siehe StA Steyr, Todesfallverhandlung Pragstein (4.7.1725), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 13. 212 StA Steyr, Todesfallverhandlung Poneggen (10.7.1725), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 14. Übergabesumme Sensenkompanie

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