Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 43 - stiftete Jakob Koller einen neuen Hochaltar, wofür ihm zwei Stiftsmessen zugestanden wur- den. 202 Dass die Familie im religiösen Bereich engagiert war, darauf weist neben den Stiftungen für die beiden Gotteshäuser auch die Errichtung der Johann-Nepomuk-Bruderschaft im Jahr 1736 auf Initiative der Brüder Georg und Adam Koller hin. Die Familie Koller wurde schließ- lich als die größte Wohltäterin der Bruderschaft bezeichnet. 203 Laut Sterbebuch wurde Jakob Koller in der genannten Nikolauskirche bestattet, nachdem er am 21. Mai 1712 im Alter von 65 Jahren verstorben war. 204 Die in den folgenden Jahrzehnten immer wieder auftauchende Firmenbezeichnung Jacob Kholler seel. Frau Wittib und Erben lässt darauf schließen, dass Jakobs Witwe Maria Rosina gemeinsam mit ihren Kindern die Ge- schäfte weiterführte, bis auch sie am 16. September 1723 starb und ebenfalls am Gemeinde- friedhof der Pfarrkirche St. Nikolaus beigesetzt wurde. 205 1724 kam es zur Aufteilung der Sen- senkompanie unter den Kindern von Jakob und Maria Rosina: Die Geschwister Johann Josef in Steyr, Maria Anna in Oberlorenzen, Maria Regina und Ferdinand 206 übergaben die ihnen zu- stehenden Anteile an der väterlichen Sensenhandlung an ihre Brüder Johann Adam, Johann Georg und Anton Balthasar Koller sowie an Leopold Prandstätter (1686–1734), der zu jener Zeit Handlungsführer von Jakob Kollers sel. Erben und Ehemann Maria Katharina Kollers war. 207 Im Inventar vom 23. September 1724 wurden die in der Handlung lagernden Sensen- waren, Sicheln und das Korn geschätzt: Insgesamt wurden die Waren mit 32.724 Gulden be- wertet. An Korn, pollnischen Gleth (Glete, Bleioxid) und Wachs kamen noch einmal 1.804 Gul- den hinzu. Auch noch offene Forderungen der Geschäftspartner/-innen gegenüber der Hand- lung wurden bewertet und auf 31.749 Gulden summiert. An Bargeld sollen sich 6.615 Gulden in der Handlung befunden haben. Insgesamt wurde der Wert der Handlung auf 72.893 Gulden geschätzt, wovon nun die Hälfte übergeben werden sollte. Die Bedingungen im Übergabevertrag sahen unter anderem vor, dass die Anteile zu drei Terminen – nämlich zum Linzer Ostermarkt 1725 und später im selben Jahr zu Bartholomäus sowie 1727 abermals zum Linzer Ostermarkt an die Übergebenden ausbezahlt werden sollten. Eine Klausel regelte die Verzinsung der in der Handlung angelegten Anteile zu vier Prozent pro Jahr. Dies sollte wohl als Anreiz für die Übergebenden dienen, ihre Anteile nicht sofort aus 202 M AYR , Geschichte, 140. 203 Ebd., 143 f. 204 Pfarre Mauthausen, Sterbebuch 04 (1705–1725), 301/04, fol. 21. Bis 1901 hatte sich der Gemeindefriedhof Mauthausens um die St. Nikolaus Kirche befunden, weswegen mit der Formulierung im Sterbebuch, Koller sei IM Gotteshaus bestattet worden, höchstwahrscheinlich gemeint war, er wurde auf dem Pfarrfriedhof beigesetzt ; siehe Alfred H OCHEDLINGER , Pfarrkirche zum hl. Nikolaus in Mauthausen Christliche Kunststätten Österreichs, Salzburg 2003, 9 u. 21. 205 Pfarre Mauthausen, Sterbebuch 04 (1705–1725), 301/04, fol. 61. 206 Besitzer des Vollnhofs in der Herrschaft Clam. 207 Das genaue Datum der Hochzeit ist leider nicht bekannt, die Geburt des ältesten Sohnes Johann Georg im April 1714 dient als einziger Anhaltspunkt. Jakob Koller sel. Witwe & Erben Übergabevertrag

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