Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 42 - Bis auf die Nachrichten aus dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts über sein wirtschaftli- ches Geschick wissen wir über Jakob Koller noch, dass er in der Verwaltung und der Politik des Marktes Mauthausen engagiert war. Spätestens seit 1688 war er Spitalmeister 188 und ließ sich erstmals im Dezember 1692 bei den Ratswahlen aufstellen. Nachdem er bei diesem ersten Versuch keine einzige Stimme erhalten hatte, 189 wurde er 1694 Mitglied des Inneren Rats 190 und im Jahr darauf zum Kirchenamtsverwalter bestellt. 191 Am 29. Juli 1696 kaufte Koller ein Haus, welches als Gruebersche Behausung bezeichnet wurde. Es lag zwischen dem Haus eines Herrn Gatterers (Mitglied des Inneren Rats) und dem Haus Martin Mayrs und war bis dahin im Besitz des Marktes gewesen. 192 Für einen Kaufpreis von 200 Gulden zuzüglich 6 Gulden Leit- kauf 193 wechselte es seinen Besitzer. 194 Noch 1699 ist er sowohl als Kirchenamtsverwalter, als auch als Niederleger nachzuweisen. 195 Am 20. Dezember 1704 stellte sich Jakob Koller erneut den Ratswahlen und wurde mit 47 von 49 Stimmen zum Marktrichter von Mauthausen ge- wählt. 196 Solange Mauthausen das Bürgermeisterrecht noch nicht hatte, war das Amt des Markt- richters die oberste Instanz in der Marktverwaltung gewesen. Nach vierjähriger Amtsperiode wurde Koller im Dezember 1708 mit 52 von 62 Stimmen wiedergewählt, 197 bevor er im Juli 1711 vorzeitig sein Amt zurücklegen musste. 198 Die Ratsverwandten und Bürger zu Mauthau- sen klagten gegen ihren Marktrichter und warfen ihm vor, bei dem ihm zur Verwaltung über- tragenen Bräuhaus Misswirtschaft betrieben zu haben, welches er aus diesem Grund wieder an den Markt Mauthausen abzutreten hatte. 199 Jakob Koller und seine Ehefrau stifteten mehrmals für die Nikolauskirche und die Heinrichs- kapelle, 200 wovon tatsächlich noch der Stiftsbrief der St. Heinrichskapelle zu Maria Trost aus dem Jahr 1725 überliefert ist. 201 Für die Pfarrkirche, die dem Heiligen Nikolaus geweiht ist, 188 OÖLA, Ratssitzung (6.1.1693), Gemeindearchiv Mauthausen, Hs. 2–9, Ratsprotokolle Bd. 5, fol. 572 r. 189 OÖLA, Ratssitzung (20.12.1692), Gemeindearchiv Mauthausen, Hs. 2–9, Ratsprotokolle Bd. 5, fol. 571 v. 190 OÖLA, Ratssitzung (14.2.1694), Gemeindearchiv Mauthausen, Hs. 2–9, Ratsprotokolle Bd. 5, fol. 595 v. 191 OÖLA, Ratssitzung (7.2.1695), Gemeindearchiv Mauthausen, Hs. 2–9, Ratsprotokolle Bd. 5, fol. 628 r. 192 In der Geschichte des Marktes Mauthausen wird ein Grubersches Anwesen bei der Kirche als das erste offizielle Schulgebäude erwähnt. Ob es sich um dasselbe Gebäude handelt, ist fraglich, da der Markt 1699 das Haus mit Garten an das Stift St. Florian verkaufte; siehe M AYR , Geschichte, 147. 193 Auch Leitkauf oder Leutkauf, ist eine Zahlung, die zur Bestärkung abgeschlossener Verträge diente. Das Geld wurde für Wein, Bier oder dergleichen für die Vertragspartner/-innen und etwaige Zeugen verwendet. Der Leitkauf hat sich in vielen Orten in ein Angeld oder eine Draufgabe verwandelt; siehe Meyers großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens [digitalisierter Volltext: http://woerterbuchnetz.de/Meyers ], 6. Auflage, Leipzig / Wien 1905–1909, Bd. 6, Sp. 370–382. 194 OÖLA, Ratssitzung (29.7.1696), Gemeindearchiv Mauthausen, Hs. 2–9, Ratsprotokolle Bd. 5, fol. 691 r. 195 OÖLA, Ratssitzung (10.2.1699), Gemeindearchiv Mauthausen, Hs. 2–9, Ratsprotokolle Bd. 6, fol. 96 r. 196 OÖLA, Ratssitzung (20.12.1704), Gemeindearchiv Mauthausen, Hs. 2–9, Ratsprotokolle Bd. 6, fol. 386 r. 197 OÖLA, Ratssitzung (20.12.1708), Gemeindearchiv Mauthausen, Hs. 2–9, Ratsprotokolle Bd. 6, fol. 360 r. 198 OÖLA, Ratssitzung (6.7.1711), Gemeindearchiv Mauthausen, Hs. 2–9, Ratsprotokolle Bd. 6, fol. 407 r. 199 OÖLA, Ratssitzung (1.8.1710), Gemeindearchiv Mauthausen, Hs. 2–9, Ratsprotokolle Bd. 6, fol. 387 r. 200 M AYR , Geschichte, 193. 201 Privatsammlung Maganja/Bauer, Stiftsbrief (1725). Aufstieg zum Marktrichter Stiftungen

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