Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 39 - niedergelegt und gewogen wurde, wofür Abgaben anfielen, an denen Koller seinen Lebensun- terhalt verdiente. 168 Koller suchte nach wenigen Jahren bereits beim Rat darum an, auch den Eisenhandel als bürgerliches Gewerbe auszuüben. Erstmals belegt ist dieser Antrag in der Ratssitzung vom 16. März 1678, wobei Koller den Rat um Fürsprache bei der Eisenobmannschaft Steyr bat, welche als einzige dieses Recht verleihen konnte. 169 In diesem Jahr stellte er wiederholt einen Antrag, dem schließlich zugestimmt wurde, sonst hätte Jakob Koller nicht zum erfolgreichen Sensenhändler aufsteigen können. Laut Franz Fischer bzw. den Mautbüchern im Stadtarchiv Steyr, habe Koller in den Jahren 1686 und 1689 sämtliche Sensen transportiert, die von Steyr nach Freistadt gingen. 170 Allein 1682 handelte er 8.000 Sensen über die Mautstelle Freistadt, womit er zu den größten Sensenexporteuren seiner Zeit zählte. 171 Bei Josef Ofner wird Koller als „Großhändler u. Transportunternehmer“ beschrieben, der in den letzten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts „beträchtliche Warenmengen“ aus Italien nach Steyr einführte und über Freistadt und Prag weiter nach Breslau transportierte. Umgekehrt gelangten die Eisenwaren durch Fasszieher nach Villach und dort weiter in den Süden nach Venedig. 172 Bereits 1679 hatte er Maria Rosina Paumgartner (geboren 1662 in Enns, gestorben 1723 in Mauthausen) 173 geheiratet. 174 Sie war die Tochter von Regina und Michael Paumgartner, Stadt- richter von Enns 175 und später Innerer Rat und Mautner. 176 Diese Eheschließung und die Be- zeichnung Jakob Kollers als Bürger und Handelsmann in Mauthausen lassen darauf schließen, dass Koller bereits zur wirtschaftlichen Elite Mauthausens zählte und beste Kontakte nach Enns pflegte, als er heiratete. Das Paar lebte im Schiffmeisterhaus (heute Reiferdorf Nr. 7), auf des- sen Fassade noch heute ein Fresko mit einem Schiffszug zu finden ist. 177 Aus der Ehe gingen mindestens zehn Kinder hervor, von denen acht das Erwachsenenalter erreichten. Der Erstge- borene war laut Taufbuch am 6. März 1680 auf den Namen Joseph Johannes getauft worden, man nannte ihn jedoch Johann Josef. 178 Er sollte sich rund 25 Jahre später in Steyr niederlassen 168 OÖLA, Ratssitzung (10.9.1678), Gemeindearchiv Mauthausen, Hs. 2–9, Ratsprotokolle Bd. 4, fol. 384 v. 169 OÖLA, Ratssitzung (16.3.1678), Gemeindearchiv Mauthausen, Hs. 2–9, Ratsprotokolle Bd. 4, fol. 363 v. 170 StA Steyr, Mautbücher Nr. 312 u. 313, zitiert nach: F ISCHER , Sensen, 167. 171 Ebd., 183. 172 O FNER , Handelsleute, 45. 173 Pfarre Enns-St. Laurenz, Taufbuch 02 (1641–1668), 101/02, fol. 154. 174 Pfarre Mauthausen, Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 01 (1663–1680), 407/01, fol. 85. 175 Pfarre Enns-St. Laurenz, Taufbuch 02 (1641–1668), 101/02, fol. 154. 176 Pfarre Mauthausen, Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 01 (1663–1680), 407/01, fol. 85. 177 Eckhard O BERKLAMMER , Bezirk Perg. Kunst und Geschichte, Linz 2010, 115. 178 Pfarre Mauthausen, Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 01 (1663–1680), 407/01, fol. 94. Eisenhandel Eheschließung und Kinder

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