Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 38 - Das Stapelrecht zwang – wie in Steyr – alle durchreisenden Kaufleute ihre Waren für eine be- stimmte Zeit niederzulegen und zum Kauf anzubieten, bevor sie weiterreisen durften. 161 Seit 1406 war es den Mauthausener Bürgern erlaubt, Salz in Gmunden zu kaufen und auf dem Land zu handeln. 162 Bis mindestens ins 19. Jahrhundert hinein bildete der Markt die Hauptniederlage allen Salzes, das aus dem Salzkammergut auf der Traun und dann über die Donau bis nach Mauthausen und schließlich nach Böhmen gehandelt wurde. 163 1829 wurde Mauthausen von einem Durchreisenden als „durch Handel und Schifffahrt der Einwohner“ wohlhabend bezeich- net. 164 Zu jener Zeit hatte der Ort um die 1.000 Einwohner, wovon die meisten von der lebhaften Schifffahrt, von den drei Granit-Steinbrüchen, dem Brauhaus oder der Färberei und Gerberei lebten. 165 Die Geschichte der Familie Koller in Mauthausen beginnt mit Jakob Koller (geboren um 1647, gestorben 1712 in Mauthausen). Er hatte zeitweilig das Monopol auf den Transport von Sensen zwischen den Produktionsstätten und Freistadt inne. 166 Zu diesem Monopol ge- langte er, nachdem 1669 der kaiserliche Befehl an die Freistädter ergangen war, Eisen und Stahl von der „löblichen Eisengewerkschaft“ zu übernehmen. Die Freistädter wiederum richteten an den Markt Mauthausen die Anfrage, dort eine Eisenniederlage zu errichten. Der zur Verwaltung der Niederlage bestimmte Faktor, der ein Mauthausener Bürger sein musste, war zum Ver- schleiß und zur Abgabe bestellt worden und hatte die Niederlagsgebühr monatlich vom täglich eingeführten Eisen an die Freistädter zu verrechnen. „Die Genehmigung der Niederlage war jedoch an den Vorbehalt geknüpft, daß sie jederzeit widerrufen werden könne, wenn ein Bürger selbst den Handel vornehmen würde.“ Das bedeutete, die Mauthausener behielten sich vor, selbst in den Eisenhandel einzusteigen und konnten gegebenenfalls die Freistädter Eisennieder- lage in Mauthausen kündigen. Als erster Faktor der Niederlage wurde Jakob Koller bestellt. 167 Koller, der zu diesem Zeitpunkt bereits das Bürgerrecht besessen hatte, war dafür zuständig, das alles für den privilegieren Legort Freistadt bestimmte Eisen in Mauthausen ordnungsgemäß 161 Matthias K OCH , Die Donaureise von Linz bis Wien. Eine in historischer, topographischer und artistischer Be- ziehung aufgefasste Darstellung […], Wien 1854, 36 f. 162 H ORMAYR , Taschenbuch, 309 f. 163 Ignaz G IELGE , Topographisch-historische Beschreibung aller Städte, Märkte, Schlösser, Pfarren, und anderer merkwürdigen Oerter des Landes Oesterreich ob der Enns. Zweyter Theil, von J bis P, 3 Bde., Wien 1814, 192– 194. 164 Joseph K YSELAK , Skizzen einer Fußreise durch Oesterreich, Steiermark, Kärnthen, Salzburg, Berchtesgaden, Tirol und Baiern nach Wien. […] unternommen im Jahre 1825, Wien 1829, 236. 165 N. N., Panorama, 324. 166 Franz F ISCHER , Die blauen Sensen. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Sensenschmiedezunft zu Kirchdorf- Micheldorf bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs 9), Böhlau 1966, 183. 167 Josef M AYR , Geschichte des Marktes Mauthausen, Mauthausen 1908, 200. Jakob Koller (1647–1712)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2