Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 347 - 5 Zusammenfassung und Fazit Handelsunternehmen und Kaufleute des 18. Jahrhunderts sind erst seit relativ kurzer Zeit Ge- genstand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. 1953 Vorliegende Arbeit schließt an diese Reihe von Handels- und Kaufmannsgeschichten an und liefert zugleich einen Beitrag zur Stey- rer Stadtgeschichtsschreibung, in der bisher die Produktion der Eisenwaren vor allem im Spät- mittelalter und im 16. Jahrhundert im Zentrum des Forschungsinteresses standen. Der Eisen- handel des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war bisher kaum Thema der wissen- schaftlichen Analyse, obwohl die in Steyr und den Eisenwurzen produzierten Kleineisenwaren noch bedeutende Exportgüter darstellten. Die Koller, wie auch andere Steyrer Kaufleute, nutz- ten die noch nach der „Blütezeit“ des 16. Jahrhunderts bestehende Infrastruktur und Netzwerke in den Eisenwurzen, um einen weitausgreifenden Eisenwarenhandel zu betreiben. Aufgrund dieser umfassenden Geschäftstätigkeit ist eine Masse an wirtschaftlichem Schriftgut angefallen, das im Fall der Koller glücklicherweise den Weg ins Stadtarchiv Steyr gefunden hat und des- halb noch über 130 Jahre nach dem Ende des Unternehmens erhalten ist. Die Überlieferungssituation von Geschäfts- und Familienunterlagen in dieser Fülle ist ein- zigartig: Beinahe 5.400 Dokumente in 14 Schachteln zeugen vom Leben und Wirtschaften der Koller aus zwei Jahrhunderten. Gerade für die Phase der Vor- und Frühindustrialisierung sind selten derartig ergiebig Firmenarchive überliefert. 1954 Der umfassende Quellenbestand erlaubt es, die Familien- und Unternehmensgeschichte der Koller paradigmatisch im Kontext der ge- samten Steyrer Kaufleute zu rekonstruieren. Als wichtigste Quellengattung stellte sich die zahl- reich vorhandene Geschäftskorrespondenz heraus, wenngleich es sich dabei um eingehende Briefe handelt und damit nur die Absenderseite der Kommunikation erhalten ist. Geschäfts- briefe erwiesen sich jedoch auch schon in anderen Forschungsarbeiten als ergiebige Quelle für die Handels- und Kaufmannsgeschichte. 1955 Sie liefern nicht nur aufschlussreiche Informatio- nen über die Modalitäten des Handels und die Kommunikation der Kaufleute, sondern sie geben 1953 Siehe z. B. Jochen H OOCK / Wilfried R EININGHAUS , Hg., Kaufleute in Europa. Handelshäuser und ihre Über- lieferung in vor- und frühindustrieller Zeit, Beiträge der Tagung im Westfälischen Wirtschaftsarchiv, 9. bis 11. Mai 1996 (Untersuchungen zur Wirtschafts-, Sozial- und Technikgeschichte 16), Dortmund 1997; Markus A. D ENZEL , Die Geschäftsbeziehungen des Schaffhauser Handels- und Bankhauses Amman 1748–1779. Ein mikro- ökonomisches Fallbeispiel, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 89/1 (2002), 1–40; Stefan G ORIßEN , Vom Handelshaus zum Unternehmen. Sozialgeschichte der Firma Harkort im Zeitalter der Protoindust- rie (1720–1820), Göttingen 2002; Margrit S CHULTE B EERBÜHL , Deutsche Kaufleute in London. Welthandel und Einbürgerung (1600–1818) (Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London 61), München 2007; Reinhold R EITH u. a., Hg., Haushalten und Konsumieren. Die Ausgabenbücher der Salzburger Kaufmannsfamilie Spängler von 1733 bis 1785 (Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg 46), Salzburg 2016. 1954 Auch Gorißen weist darauf hin, siehe G ORIßEN , Kaufmann, 68. 1955 Zum Beispiel bei Rabea L IMBACH , Die Briefkopierbücher der Speyerer Handelshäuser Joh. Hein. Scharpff und Lichtenberger & Co. (1815–1840) (Perspektiven der Wirtschaftsgeschichte 7) 2018; Elke K OLLAR , Aufbruch in die Moderne. Nürnberger Geschäftsbriefe im 19. Jahrhundert (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landes- geschichte / Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg 74), Nürnberg 2016. Quellen

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