Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 342 - des Stieglhofs und der zwei Menhardtischen Häuser mit Garten war Koller 467 Gulden schuldig gewesen. Seine Rückstände durfte er offenbar nicht nur in bar begleichen, sondern auch in Na- turalabgaben, z. B. in 2 Mezen Habern . 1915 Die Kammer Garsten forderte rund 109 Gulden für ausständige Steuern, Verbgelter , Fleisch Accis (Verbrauchssteuer) und Almosen sowie Abga- ben für das Leithnergütl mit zwei Tagwerk Acker. 1916 Im Oberösterreichischen Landesarchiv sind im Übrigen die Prozessakten des Kloster Garstens im Streit mit Johann Adam von Koller wegen verweigerter Steuerleistung erhalten. 1917 Die Liste der Forderungen erhält darüber hinaus zahlreiche Personen, die für Koller tätig waren und denen er noch Lidlohn bzw. die Bezahlung ihrer Dienstleistung (z. B. für das Fleisch- hacken) schuldete. Außerdem forderte die Tochter aus erster Ehe ihr mütterliches und schwes- terliches Erbe ein und die zweite Ehefrau erhob Anspruch auf ihr Paraphernalgut in Höhe von 5.555 Gulden. Darüber hinaus forderte auch deren Stiefvater, Franz Josef Schwandtner (fürst- lich-lambergischer Amtsverwalter in Erzberg), für den Unterhalt der Ehefrau Kollers 1.183 Gulden. 1918 Kollers zweite Ehefrau hielt sich zu dieser Zeit bei ihrem Stiefvater und ihrer Mutter in Erzberg auf, nachdem sie sich – womöglich aufgrund des Verfahrens gegen Koller – von ihrem Ehemann getrennt hatte. 1919 Tatsächlich war es im 18. Jahrhundert möglich, eine sogenannte „Scheidung von Tisch und Bett“ vorzunehmen, wobei es sich um keine Eheschei- dung mit Recht auf Wiederverheiratung handelte, sondern um die räumliche Trennung der Ehe- leute. Der klagende Eheteil konnte dabei vor Gericht eine Unterhaltszahlung fordern. 1920 Anna Katharina von Koller forderte tatsächlich Unterhalt von ihrem Ehemann, da dieser jedoch unter Zwangsverwaltung (Sequestration) stand, bis er seine Steuerschulden und Ge- richtsunkosten zurückzahlte, 1921 musste sie sich dazu an den Stadtrichter von Steyr wenden. Anna Katharina hatte ihre zwei leiblichen Kinder und ihr Stiefkind Maria Theresia Konstantia (Johann Adams Tochter aus erster Ehe) mit nach Erzberg genommen, wo sie bereits mit 1915 StA Steyr, Spitalamtssteuern (2.3.1749), Kasten XII, L1 FIII 1–187 Nr. 12. 1916 StA Steyr, Steuerschuld-Rechnung (2.5.1749), Kasten XII, L1 FIII 1–187 Nr. 52. 1917 OÖLA, Kloster Garsten contra Johann Adam von Koller, Kloster Garsten, V. Gerichtswesen: 3. Prozesse des Klosters, Aktenband 110, Nr. 3. 1918 StA Steyr, Inventar Johann Adam von Koller (31.5.1749), Kasten XII, L1 FIII 1–187 Nr. 64. 1919 In einem Bittschreiben von 1749 an Kaiserin Maria Theresia bezüglich des Aufschubs der Versteigerung seiner Höfe schrieb Johann Adam in einem Halbsatz von seinem entwichenen ehrlosen Eheweib ; siehe StA Steyr, Brief an Maria Theresia (22.1.1749), Kasten XII, L1 FIII 1–187 Nr. 76. 1920 Fleischlicher und geistiger Ehebruch, Impotenz, körperliche Misshandlung, unüberwindbare Abneigung, Krankheit, kriegsbedingte Abwesenheit oder die Verurteilung wegen eines Verbrechens konnten Gründe für so eine Scheidung von Tisch und Bett sein. Erst seit 1938 gibt es in Österreich die Zivilehe und damit auch die Möglichkeit der Scheidung mit Recht auf Wiederverheiratung, siehe Andrea G RIESEBNER , Auf ewig Dein? Das Institut der Scheidung von Tisch und Bett, Beitrag zum Themenschwerpunkt „Europäische Geschichte – Ge- schlechtergeschichte“, in: Themenportal Europäische Geschichte (2015), http://bit.ly/2ojD7c2 (18.11.2019). 1921 Einnahmen machte Koller in diesen Jahren der Zwangsverwaltung z. B. durch den Verkauf von auf dem Stiegl- hof produzierten Most. 1749 und 1750 verkauften er und sein Meier 76 Emmer (4.408 Liter) Most für immerhin rund 59 Gulden an einen Bierwirt und diverse Privatpersonen; siehe StA Steyr, Aufstellung über verkauften Most (1749 u. 1750), Kasten XII, L1 FIV 1–451 Nr. 115. Offene Lohn- zahlungen Unterhalts- zahlungen

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