Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 327 - Stüberl gegeben haben sowie ein Stüberl, welches vom Gang aus zu betreten war, worauf die Gangstibelldier hindeutet. 1822 Der bereits erwähnte Hufschmiedmeister Martin Mäschek hatte neben den Ausbesserungs- und Herstellungsarbeiten an den Kutschen, Schlitten und dem Fuhrwagen wie erwähnt auch allerlei Gebrauchsgegenstände aus Metall repariert, z. B. Gartenwerkzeuge und Haushaltsge- genstände. Schon in der mittelalterlichen Stadt hatte das Reparaturgewerbe eine hohe Bedeu- tung und unterschiedliche Berufsgruppen waren sogar darauf spezialisiert, Altes zu reparieren, um die Lebensdauer zu verlängern, was an dem unverhältnismäßig hohen Materialwert gegen- über den niedrigen Lohnkosten lag. 1823 Mäschek reparierte einen Krampen, eine Gartenhaue, eine Mistgabel, einen Schürhaken, eine Brandschaufel, eine Feuerzange und mehrere Mauer- haken. Bei unterschiedlichen Ketten – z. B. einer Kie Köten (Kuhkette) oder einer Hundköten (Hundekette) – erneuerte er die Ringe und Glieder, die Türen beschlug er mit Blech, erneuerte die Handhabe oder richtete die Kegelbänder neu zu. Eine Scheibtruhe beschlug er mit Eisen und an den Pressschrauben erneuerte er zwei Ringe und zwei Schließnägel. Bemerkenswert ist außerdem, dass Mäschek Alteisen von den Koller zurücknahm und dessen Wert von der Rech- nung abzog: Für ein Pfund (560 Gramm) altes Eisen zog er einmal 10 Pfennige (2 ½ Kreuzer) und ein anderes Mal 3 Kreuzer ab. 1824 Die Praktik des „Alteisen-Recycelns“ 1825 ist auch in der Züricher Eisenhandlung Pestalozzi zu Beginn des 19. Jahrhunderts nachzuweisen. Dort gab es ein Fass, in welchem die Kunden/-innen ihr ausrangiertes Alteisen deponieren konnten, das schließlich an ein Eisenwerk zum Umschmelzen weitergegeben wurde. 1826 Nicht auszuschlie- ßen ist, dass es auch bei den Koller so ein Fass mit Alteisen gab, denn der Materialwert war in den eisenverarbeitenden Handwerken besonders hoch, sodass Metallschrott auch gehandelt wurde. Historisch belegt ist z. B. die Wiederverwendung von Nägeln, die durch das vergleichs- weise günstige Geradeklopfen wieder einsetzbar waren. 1827 Das von Mäschek zurückgenom- mene Alteisen stammte höchstwahrscheinlich von den Türen, Ketten und anderen Eisengegen- ständen, die er erneuerte, und wurde mit den Kosten seiner Arbeit gegenverrechnet. Zu den Grundbedürfnissen des Wohnens gehörte außerdem das Heizen, wozu mehrere Rauchfangkehrerrechnungen überliefert sind. Der aus Locarno in der Schweiz stammende Franz Simoni war durch die Heirat der Witwe Maria Anna Scheuchenstuhl (geborene Guizzi) 1822 StA Steyr, Schlosserrechnung (31.12.1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 51. 1823 Reinhold R EITH , Recycling im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit – eine Materialsammlung, in: Früh- neuzeit-Info 14/1 (2003), 47–65, hier 48. 1824 StA Steyr, Hufschmiedrechnung (31.12.1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 43. 1825 Der Ausdruck ist kein historischer Begriff und wird analytisch verwendet. 1826 N. N., Pestalozzi, 11. 1827 R EITH , Recycling, 53. Gebrauchs- gegenstände aus Metall Rauchfang- kehren

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