Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 326 - über 50 Jahre später tauchen in der Korrespondenz zwischen Josef von Koller und seinem Pro- kuristen Josef von Volpi, der sich Anfang Mai am Jubilatemarkt in Wien aufhielt, weitere Hin- weise auf den Fuhrpark der Kaufleutefamilie auf: Volpi teilte den Kaufpreis eines Ballonwa- gens mit, den Koller ins Auge gefasst hatte: Ein Ballon Wagen wie Sie zu haben wünschen, 2 sitzig, pflegt hier ohne aller Verzierung in platted zwischen f 5-6/c [500–600 Gulden, Anm. d. Verf.] zu kosten. 1817 Volpi hatte von Koller die Aufgabe bekommen, während seines Aufent- halts in Wien den Batard und den Reißwagen zu verkaufen und stattdessen einen halbgedekten pohlnischen Reißwagen / aber nur auf 2 Personen und 2 Pferd / mit Bauch zu kaufen. 1818 Bei einer Batarde handelte es sich um einen Wagen mit Coupé für den Stadt- und Reisegebrauch. 1819 Sie fasste Platz für zwei Personen, wobei durch das Aufschlagen einer Sitzbank an der vorderen Wand (genannt „Extrapontain“) zur Not auch vier Personen mitfahren konnten. 1820 Der Reise- wagen hingegen war ein „Sammelbegriff für Wagen, die für grössere Reisen verwendet wur- den.“ 1821 4.2.7 Ausgaben für Instandhaltung Vereinzelt gibt es aus dem Jahr 1751 noch weitere Rechnungen, die einen Einblick in den Haus- halt und den materiellen Besitz der Koller gewähren und erwähnenswert sind: z. B. jene des Schlossermeisters Michael Schwimbergers, der eine Jahresrechnung für seine verrichteten Schlosserarbeiten im Koller-Haushalt über 4 Gulden und 24 Kreuzer ausstellte. Der Schlosser wurde zwei Mal für diese Arbeiten ins Haus gerufen, wobei er eine Vielzahl von abgebrochenen Schlössern und Schlüsseln für Türen, Tischladen, Schubladen und Kästchen ersetzte oder an- fertigte. An den Türen – genannt sind Keller-, Stall-, Boden-, Haus-, Gangstüberl-, Gewölbe- und Eisentür – brachte er außerdem neue Schnallen oder Handhaben an, tauschte die Federn aus oder befestigte die Kegel. Darüber hinaus richtete er zwei Vorhangstangen zu. Da Schwim- berger zum Teil angab, wo genau diese Arbeiten anfielen, erhalten wir eine grobe Vorstellung der Raumaufteilung des Hauses Stadtplatz Nr. 11: Die Ertdier weist auf einen Erdkeller hin, die Stalltür auf den bereits erörterten Stall, die Bodentür auf den Dachboden und die Arbeiten an einem Gewelmschloß auf ein Gewölbe – ein Warenlager. Es dürfte außerdem ein oberes 1817 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (2.5.1806), Kasten XII, L3/2 FXXII 1–169 Nr. 109. 1818 StA Steyr, Geschäftsbriefe nach Wien (11. u. 13.5.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 29. 1819 S ALLMANN , Kutschenlexikon, 16. 1820 Franz Xaver Joseph S CHREINER , Die Fahrkunst theoretisch und praktisch dargestellt. Oder über die Geschirre, über Anschirren und Anspannen der Pferde, über das Fahren mit Pferden, dann über Wagen und Schlitten, Mün- chen 1829, 211. 1821 S ALLMANN , Kutschenlexikon, 103. Schlosser- arbeiten
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