Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 325 - An diesen Fortbewegungsmitteln der Koller hat der Hufschmied Martin Mäschek u. a. das Schlittenkummet und die Kummetschließen sowie Nägel, Radbänder, Federn, Reibnägel, 1812 Achsenbeschläge und -bleche, Zugbänder, Stifte, Solln (Kufen) und die Ärb repariert oder er- setzt. Neben weiteren Ausbesserungsarbeiten an Gartenwerkzeugen und anderen metallenen Gebrauchsgegenständen (z. B. Ketten und Türbeschläge), scheint der Hufschmied außerdem für 2 Gulden und 24 Kreuzer mindestens 48 Eysen beschlagn zu haben, denn schließlich konn- ten die Fuhrwerke, Kutschen und Schlitten nicht ohne Zugtiere vorankommen. 1813 Dass ein Hufschmied diese Reparaturen durchführte, war nicht ungewöhnlich, da sein Arbeitsfeld im Allgemeinen ein sehr breites war. Nicht nur der namensgebende Hufbeschlag zählte dazu, son- dern auch die Herstellung von Werkzeugen oder die Reparatur landwirtschaftlicher Geräte aus Eisen (siehe auch „Instandhaltung“ ab S. 326) . 1814 Der bürgerliche Wagnermeister Dominicus Frick stellte Maria Elisabetha Koller 1751 eben- falls eine Jahresabrechnung aus und verlangte 17 Gulden und 24 Kreuzer für das wiederholte Anbringen von Stielen auf Krampen, Hauen und Handhacken sowie Wartungs- und Reparatur- arbeiten an zwei Chaisen (eine davon mit Halbverdeck), einem Fuhrwagen, einem Schlitten und einem Doppelschlitten. Zu Jahresbeginn wurde der Schlitten gesolt , was bedeutet, dass seine Kufen mit Eisen beschlagen wurden. An der Chaise erneuerte und reparierte Frick allerlei Dinge, wie z. B. einen neuen Boden, neue Scheiben im Scheibengestell, 2 neye Bamm (Bäume), 1 neye Brugen (Brücke), 1815 die beiden Vorderräder, 2 Spauchen (Speichen), eine Deichsel- stange und ein neues Castl (Kasten, Fahrgehäuse). Außerdem bespannte er ein neues Sitzbrett mit Leder und an einer als halbdeckhle Schesse bezeichneten Kutsche ersetzte er die Hinter- achse und die Speiche eines Rades. Am Fuhr Wagl (Fuhrwagen) hatte Frick zwei Räder ney abfelgt und 13 Speichen erneuert. Im Dezember schließlich verkaufte er den Koller einen neuen Kasten für ihren Doppelschlitten und erneuerte daran die Deichselstange sowie einen Fuß- tritt. 1816 Alleine im Jahr 1751 sind also umfangreiche Arbeiten an den Transportmitteln der Koller angefallen. Anhand der nicht geringen Kosten für die Instandhaltung wird auch deutlich, dass die Unterhaltung eines solchen „Fuhrparks“ mit erheblichem Aufwand verbunden war. Erst 1812 Eiserner Bolzen, der die Deichsel mit dem Wagen befestigt; siehe G RIMM / G RIMM , DWB, Bd. 14, Sp. 570; Verbindung zwischen Vorderwagen und Kasten; von zentraler Bedeutung, da er alle Zugkräfte des Vorderwagens auf den Kasten übernehmen muss; siehe S ALLMANN , Kutschenlexikon, 137. 1813 StA Steyr, Hufschmiedrechnung (31.12.1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 43. 1814 K AUFHOLD , Metallgewerbe, 158 f. 1815 Ladefläche; horizontaler Teil eines Wagens, worauf Waren geladen werden konnten; siehe S ALLMANN , Kut- schenlexikon, 135. 1816 StA Steyr, Wagnerrechnung (7.1.1752), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 39. Hufschmied- arbeiten Wagnerarbeit Batarde und Reisewagen
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