Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 323 - Die Familie besaß 1751 tatsächlich eine Chaise ( Schesserl ), eine kleine Chaise ( glain Schosse ) und einen Fuhrwagen sowie einen Schlitten, einen Doppel- und einen Wurstschlit- ten. 1805 Die Bezeichnung als „Chaise“ ist relativ ungenau, da es sich dabei um ein ursprünglich zweirädriges Stuhlfahrzeug handelte, aus dem sich zahlreiche zwei- und später vierrädrige Per- sonenfahrzeuge entwickelten – z. B. durch Erweiterung des Einsitzers um eine Bank für zwei Personen oder das Anbringen eines Faltdaches. Auch geografisch gesehen gab es große Unter- schiede, was unter einer Chaise verstanden wurde. Im deutschsprachigen Raum z. B. war damit ein vierrädriges Gefährt, welches wiederum unterschiedliche Kastenformen haben konnte, ge- meint. 1806 Die kleine Chaise der Koller könnte ein zweirädriges Gefährt gewesen sein, wohin- gegen die größere Chaise vier Räder gehabt haben könnte. Es war aber auch möglich, dass sich die Größe der Chaise auf die Personenanzahl bezog, die damit befördert werden konnte. Der Fuhrwagen wurde höchstwahrscheinlich für den Transport von Gütern gebraucht, was nicht unüblich für Handelshäuser war, selbst wenn sie den Warentransport zunehmend von spe- zialisierten Speditionsunternehmen abwickeln ließen. Die Harkorts in Nordrhein-Westfalen z. B. hatten ein eigenes Fuhrwerk, womit sie Waren durch ihre eigenen Knechte nach Lübeck lieferten (1750er Jahre), fertiggestellte Eisenwaren bei den Handwerkern abholen ließen (1770) oder Rohmaterial transportierten (1810). 1807 Bei den Koller diente der Fuhrwagen wahrschein- lich ähnlichen Zwecken, wobei noch der Jahrmarktsbesuch in Linz und Wien bzw. der Trans- port der Waren dorthin und von dort zurück hinzu kam. Die drei Schlitten der Koller waren von Pferden gezogene Fahrzeuge mit Kastenformen ähn- lich der Kutschen, tiefem Schwerpunkt und Kufen anstatt Rädern. Auch hier gab es wie bei den Kutschen sowohl offene, als auch geschlossene Modelle, die imWinter für gesellige Ausfahrten genutzt wurden. Sie boten in der Regel aber nur der Dame einen Sitzplatz, während der Herr das Pferd von einem kleinen Sitz am hinteren Teil des Schlittens aus lenkte. Mit diesen Schlitten wurde gruppenweise ausgefahren, während Gesellschaftsschlitten auch mehreren Personen Platz boten. Im 18. Jahrhundert waren derartige Schlitten farbenfroh bemalt und reich mit Schnitzereien verziert. Als Kälteschutz wurden sie mit Pelzen und Teppichen ausgestattet, wo- bei in einfacheren Modellen die Füße durch Laub- und Heusäcke gewärmt wurden. 1808 Der nicht näher spezifizierte Schlitten der Koller, könnte ein solch einsitziges Modell gewe- sen sein, das von einer zweiten Person gelenkt wurde. Der Doppelschlitten hingegen war dem 1805 Der Hufschmiedmeisters Martin Mäschek stellte für seine Arbeit an den Chaisen, dem Fuhrwagen und den Schlitten insgesamt 24 Gulden und 3 Kreuzer in Rechnung; siehe StA Steyr, Hufschmiedrechnung (31.12.1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 43. 1806 Robert S ALLMANN , Kutschenlexikon, Frauenfeld 1994, 38. 1807 G ORIßEN , Handelshaus, 227. 1808 S ALLMANN , Kutschenlexikon, 106 f. Chaisen Fuhrwagen Schlitten Wurstschlitten
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