Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 319 - Auf ihren Reisen waren überregional bekannte Musiker gern gesehene Gäste. Durch ihre Ver- bindungen zu einflussreichen Familien gelang es ihnen in die lokale Musikkultur aufgenommen zu werden und Konzerte zu geben. 1774 Seinen ersten Besuch in Steyr verdankte Franz Schubert dem Hofopernsänger Johann Mi- chael Vogl (1768–1840) – ein gebürtiger Steyrer. Der Bariton war von 1794 bis 1822 an der Wiener Hofoper engagiert und feierte dort bedeutende Erfolge. In Wien freundete er sich mit Schubert an, dessen Lieder er interpretierte und damit der Öffentlichkeit bekannt machte. 1775 Der um beinahe 30 Jahre ältere Vogl nahm den damals 22-jährigen noch fast unbekannten Komponisten Mitte Mai 1819 erstmals mit in seine Heimatstadt. Während der zwei Monate, die Schubert in Oberösterreich blieb, besuchte er Kremsmünster und Linz, hielt sich die meiste Zeit aber in Steyr auf, wo er in einem Zimmer im zweiten Stockwerk des Hauses Stadtplatz Nr. 34 / Berggasse Nr. 49 wohnte. 1776 Das Haus gehörte von 1799 bis 1848 dem Berggerichts- und Landesadvokaten Dr. Albert Schellmann sen. (1759–1844) und dessen Frau Anna Barbara (geborene Reutter). 1777 Im dritten Obergeschoss dieses Hauses wohnte wahrscheinlich auch der Arzt Dr. Franz Xaver Krugluger mit seiner siebenjährigen Ziehtochter Karoline Eberstaller, die im hohen Alter angab, Schuberts Jugend- oder letzte Freundin gewesen zu sein. 1778 Eberstallers Taufpatin war im Übrigen Theresia von Koller (1783–1853), Josef von Kollers Ehefrau, die ihrem Täufling „gelegentlich den Zutritt zu den Schubertiaden“ ermöglichte. 1779 Obwohl Schubert im Haus der Familie Schellmann neben dem Bummerlhaus wohnte, speis- ten er und Vogl täglich im Hause Koller. 1780 Zu dieser Bekanntschaft war es wiederum durch den Wiener Niederlagsverwandten Franz Brandegski gekommen, der Johann Michael Vogl in Wien Josef von Koller vorgestellt hatte. 1781 Am 10. August 1819 feierte man am Stadtplatz Nr. 11 den Geburtstag des Hausherren, zu dessen Anlass Albert Stadler 1782 ein Gedicht ver- fasste und Schubert die Melodie dazu komponierte. Vorgetragen wurde es von der musikbe- gabten Tochter Josefine, Bernhard Benedict 1783 und Franz Schubert selbst, der auf dem Klavier begleitete. 1784 In einem Brief an seinen Bruder Ferdinand schrieb Schubert über Josefine: „Die 1774 H OFFMANN , Straße, 195. 1775 K LEINDEL , Buch, 567. 1776 D EUTSCH , Schubert in Steyr, 29. 1777 K RENN , Häuserchronik, 61. 1778 D EUTSCH , Schubert in Steyr, 30. 1779 O FNER , Schubert, 21. 1780 Ebd., 12 f. 1781 D EUTSCH , Schubert in Steyr, 31. 1782 Albert Stadler (1794–1884) kannte Schubert aus dem Wiener Konvikt, ein Internat für Hofsängerknaben und Studenten, während Stadler Rechtswissenschaften studierte; siehe O FNER , Schubert, 7. 1783 Bernhard Benedict war Fragner (Lebensmittelkleinhändler) und von 1812 bis 1846 Inhaber des Hauses Grün- markt Nr. 8, wo sich einst die Eisenhandlung Voith bzw. Redtenbacher befunden hatte; siehe K RENN , Häuserchro- nik, 12. 1784 D EUTSCH , Schubert in Steyr, 31. Johann Michael Vogl Musizieren im Hause Koller

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