Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 318 - Spaziergange oder vollbrachtem Tageswerke.“ 1768 Josef selbst war ausgebildeter Kontrabassist und seine Tochter Josefine (genannt „Pepi“) spielte Klavier. 1769 Nach den Napoleonischen Kriegen und der wiederholten Besetzung durch die Franzosen konnte sich Steyr in der Biedermeierzeit wieder einen allgemeinen Wohlstand aufbauen, sodass auch die Musik wieder auflebte: „Vor allem war Steyr damals eine Pflegstätte der Musik. Es gab eine hervorragende Bür- gerkorpskapelle, die Kirchenmusik erlebte unter dem Regenschori und Turnermeister Franz Gruber einen glanzvollen Aufschwung, im Theater in der Berggasse gelangten Opern zur Aufführung. Die Hausmusik pflegten besonders der Vizefaktor der k. k. Haupt- gewerkschaft Sylvester Paumgartner (Stadtplatz Nr. 16), die Familien Schellmann (Stadt- platz Nr. 34), Koller (Stadtplatz Nr. 11) und Dornfeld (Dukartstraße Nr. 1). In diesen Häusern waren natürlich Schubert und Vogl, als sie in den Jahren 1819, 1823 und 1825 nach Steyr kamen, willkommene Gäste.“ 1770 Wenngleich es auch im Koller-Archiv keinen Hinweis auf Schubert und Vogl gibt, da die Überlieferung im Jahr 1808 mehr oder weniger abreißt, berichten zumindest Publikationen rund um den „Liederfürst“ Franz Schubert (1797–1828) davon, dass sich dieser während seiner drei Besuche in Steyr regelmäßig im Hause Koller aufhielt. Dort musizierte er mit Josefs ältester Tochter Josefine (1801–1874), die eine ausgezeichnete Sopransängerin und Pianistin war. Ins- gesamt verbrachte Schubert rund 25 Wochen in Oberösterreich, wovon er alleine 14 Wochen in Steyr zubrachte. Otto Deutsch urteilte über diese Zeit: „Aber es waren auch frohe Wochen, meist der Erholung gewidmet und von der herzlichen Freundschaft mehrerer Familien be- sonnt.“ 1771 Reisende Musiker hatte es schon im 18. Jahrhundert gegeben, als die höfischen und kirchlichen Anstellungsmöglichkeiten zurückgingen oder sie diese als eine Einschränkung der neuen Kunstfreiheit empfanden. Auch das Erlernen neuer Stilentwicklungen und Instrumente im Ausland war eine Motivation zu reisen. Nicht zuletzt ging es den Musikern auch darum, ihre eigenen Werke bekannt machen. 1772 Tatsächlich war Franz Schubert zu Lebzeiten finanziell nie erfolgreich gewesen – erst ab der Mitte des 18. Jahrhunderts verbreiteten sich seine Werke. 1773 1768 Josef O FNER , Franz Schubert und Steyr. Briefe, Berichte, Bilder (Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr 1973), http://steyr.dahoam.net/wp-content/uploads/2017/07/Franz_Schubert_und_Steyr.pdf , 14 f. (18.11.2019). 1769 W EILER , Spuren, 37. 1770 O FNER , Schubert, 11. 1771 Otto Erich D EUTSCH , Schubert in Steyr, in: Oberösterreich – Landschaft, Volk, Kultur, Sport 2/2 (1935), 29– 36, hier 29. 1772 „Es ist charakteristisch für die Musikerreisen dieser Zeit, daß sie nicht nur dem Gelderwerb, sondern auch der Vermittlung von Erfahrungen und Informationen dienten.“; siehe H OFFMANN , Straße, 195 f. 1773 W EILER , Spuren, 15. Schubert in Steyr Schubert bei den Koller

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