Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 313 - basierte auf Kokosnuss- und Palmöl, 1730 während die Mandelseife aus fettem Mandelöl herge- stellt wurde und mit ätherischem Bittermandelöl parfümiert war, was den hohen Preis er- klärt. 1731 Mit dieser Seife wusch man sich im 18. Jahrhundert auf Waschtischen, die sich in den Schlafgemächern befanden. Im Koller-Haushalt wurden im Jahr 1787 mehrere Utensilien zum Waschen sowie Nachttöpfe bei Pietro de Lorenzi in Triest angeschafft: Im März lieferte er zwei lavamani con brocca a stampo (Waschbecken mit geformtem Krug) um einen Preis von 4 Gul- den, zwei orinalle da donna mezanni (mittlere Nachttöpfe für Frauen) um 1 Gulden und 30 Kreuzer sowie einen detto grande alla Vienese (großer Nachttopf nach Wiener Art) um 1 Gulden und 8 Kreuzer. 1732 Im September folgten weitere sechs Waschbecken um zusammen sechs Gulden – dieses Mal aber ohne Kannen. 1733 4.2.5 Freizeit und Vergnügen Der bereits mehrmals erwähnte Reisende Leitner stellte 1798 außerdem Beobachtungen über die Freizeitgestaltung der Steyrer Bevölkerung an: Es sind auch die Gelegenheiten zu gesellschaftlichen Zusammenkünften hier nicht so vor- handen, wie in anderen Städten gleicher Größe; man hat keine allgemein besuchte Pro- menaden, und wenig öffentliche Unterhaltungs-Orte, in welchen man sich versammelt. Gewöhnlich trifft man sich des Abends nach vollendeter Arbeit auf den Bänken vor den Häusern, oder man geht nach einem frühen Abendessen in nachbarlicher Freundschaft zu kleinen Spielen und trauten Gesprächen zusammen. An Feyertägen werden häufig ei- nige in den Vorstädten und in der Gegend herum gelegene Wirthsgärten besucht, wo man bey gutem Bayerischen Bier und Niederösterreichischen Wein sehr jovialisch ist. Man hatte zwar schon vor vielen Jahren in dem Saale eines Privathauses eine Schaubühne aufgeschlagen; erst vor kurzem aber wurde aus der Kirche eines aufgelassenen Frauen- klosters ein Theater hergestellt, welches gar nicht übel ist. […] Das Schauspiel fängt hier um halb sieben Uhr an; bürgerliche Familien nehmen vor dem Theater das Abendessen, und beschließen mit dieser Unterhaltung den Tag. 1734 1730 Wilhelm R AMBERG , Die Darstellung der vorzüglichsten feinen Toilette-Seifen (Neuer Schauplatz der Künste und Handwerke 246), Weimar 1860, 52. 1731 Mandelseife konnte jedoch auch eine Kokosseife sein, die mit Nitrobenzol parfümiert war; siehe Meyers, Bd. 6, Sp. 211. Ein anderes Lexikon spricht von der Mandelseife als Seife, die bloß mit zerstoßenen Mandeln vermischt war und zum Händewaschen verwendet wurde; siehe A DELUNG , Wörterbuch, Bd. 3, Sp. 48. 1732 StA Steyr, Rechnung aus Triest (24.3.1787), Kasten XII, L3/1 FXXIII 1–98 Nr. 70. 1733 StA Steyr, Rechnung aus Triest (7.9.1787), Kasten XII, L3/1 FXXIII 1–98 Nr. 65. 1734 L EITNER , Reise, 207 f. Waschtische und Nachttöpfe

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