Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 311 - von üppigem Silbergeschirr bis zu einzelnen Silberlöffeln reichte. 1718 Das Vorhandensein die- ser Gegenstände bei den beiden Koller – wenn sie in ihrem Wert auch bescheiden ausfielen – war Ausdruck großbürgerlicher Verhältnisse. Will man insbesondere Josef von Kollers Wert- gegenstände mit jenen der Zeitgenossen/-innen vergleichen, ist dabei in Frage zu stellen, ob die Liste im Alpenboten sämtliche Preziosen Kollers enthielt oder ob nur ein Teil davon versteigert wurde. Der Salzburger Kaufmann Franz Anton Spängler hinterließ 1784 eine große Vielfalt an Praetiosen und Mannsziehrde (Schmuck, Dosen, Silberbecher, Zierstücke), Silbergeschmeid (Lavore, Leuchter, Becher, Kaffee- und Milchgeschirr, Tassen) und Mannsristung (Büchsen, Pistolen, Messer), die insgesamt einen Wert von 2.270 Gulden hatten. 1719 Demgegenüber war der Besitz an Schmuck und Geschmeide Johann Christian Pauernfeinds 1768 – Bürgermeister und erfolgreicher Kaufmann – um einiges bescheidener, fanden sich darin doch lediglich fünf vergoldete und silberne Ringe sowie einige Tassen, Salzbüchsen, vergoldete Schalen, Besteck, silberne Löffel, vergoldete Becher, Krüge und ein vergoldeter Pokal zu einem Gesamtwert von 445 Gulden. Für das 18. Jahrhundert typische Utensilien wie Taschenuhren, silberne Schuh- schnallen, Dosen, Gehstöcke und Degen fehlten bei ihm gänzlich. 1720 4.2.4 Gesundheit und Körperpflege Zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen gehören neben Ernährung und Kleidung die Pflege des Körpers und der Gesundheit, wozu die überlieferten Quellen ebenfalls punktuelle Einblicke gewähren. Aus dem Jahr 1736 ist ein Attest des Chirurgen Johann Sebastian Kaims überliefert, aus dem Näheres über den Gesundheitszustand Johann Josef Kollers hervorgeht. Kaim bestätigte einem unbekannten Empfänger schriftlich, dass er am Abend des 25. Aprils 1736 zu Koller gerufen worden sei, den er heftig erbrechend, aus der Nase blutend und mit Reißen im Leib vorgefunden habe. 1721 Aufgrund seines Alters von 57 Jahren und seines zimlich corpulenten Leibs könne sich Koller nicht ohne Gefahr bewegen und demnach nicht verreisen, was ihm Kaim mit eigenhän- diger Unterschrift attestierte. Ein Entwurf des Attests ohne Unterschrift auf der Rückseite ist in ähnlichem Wortlaut gehalten, jedoch ist hier noch die Rede vom hochen Alter und vom feten 1718 Uwe M EINERS , Zur Wohnkultur der münsterischen Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Eine Fallstudie anhand von Nachlassverzeichnissen, in: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde XXV/80 (1979), 80–103, hier 96. 1719 R EITH u. a., Verlassenschaftsinventar, 23–26. 1720 H ÖRMANN u. a., Nachlassinventar, 237 f u. 253. 1721 Mit „Reißen“ bezeichnete man einen zerrenden, wechselnden, diskontinuierlichen Schmerz. Bei Bauch- oder Darmreißen handelte es sich um Koliken, krampfhafte Bauchschmerzen; siehe M ETZKE , Lexikon, 100. Krankheit Johann Josef Kollers
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