Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 308 - (Sendel). 1698 Neben diesen Bändern bot Wollner außerdem weiße und grüne Hosenträger, meh- rere Dutzend blaue Westenknöpfe und schwarze Rockknöpfe aus Seide sowie ein Lot blau ge- färbtes Kamelhaar an. 1699 Es gäbe zwar noch einige weitere Rechnungen aus dem Jahr 1751 über den Kleidungskon- sum im Hause Koller, jedoch ähneln sich diese weitgehend. 1700 Interessanter hingegen sind zwei Schneiderrechnungen aus dem Jahr 1806, die in Wien vom bürgerlichen Kleidermacher Niko- laus Satory ausgestellt wurden, der für Josef von Koller und seinen Begleiter diverse Schnei- derarbeiten um stattliche 109 Gulden durchführte. Für Koller fertigte der Kleidermacher am 27. März 1806 einen trapfarben Gehrock um 3 Gulden und einen leibfarben Gehrock samt Zu- gehör um 44 Gulden und 18 Kreuzer an. Koller kaufte außerdem dreieinhalb Ellen Tuch um gesamt 35 Gulden. Am 4. April ließ er sich noch 2 englisch Paßzeugen Gilet samt Zugehör zu einem Preis von 10 Gulden schneidern. Für Kollers Begleiter Wintersberg hatte Satory einen blauen Frack gemacht und dafür 2 Gulden und 45 Kreuzer in Rechnung gestellt. In beiden Rechnungen sind weiters Ermelfutter, Taschen, Seiden, Sigel., Kragen und Schulter wattirt , weiß engl [ische] (für Koller) bzw. gelbe Knöpf (für Wintersberg) und 36 Kreuzer für den Tuch- scherer angeführt. 1701 Es ist anzunehmen, dass sich Koller im Zuge des Jubilatemarktes in Wien aufgehalten hatte und in dieser Zeit den Kleidermacher Satory aufsuchte. 1702 Sein Begleiter von Wintersberg war Naturalien-Einkaufskommissar bei der hauptgewerkschaftlichen Verlagsstelle in Steyr. 1703 Es ist anzunehmen, dass Koller und Wintersberg miteinander befreundet waren oder dass sie zu- mindest eine geschäftliche Verbindung verband. Der gemeinsame Besuch beim Kleidermacher könnte der Vertiefung der Geschäftsbeziehung – oder gar der Freundschaft – gedient haben. Für Josef von Koller war es ein leichtes, Wintersberg einzuladen, denn die 9 Gulden und 16 Kreuzer, die Wintersbergs Ausstattung ausmachte, stellte nicht einmal neun Prozent des Ge- samtbetrages dar. Die Art der Kleidungsstücke, welche sich die beiden haben anfertigen lassen, weist darauf hin, dass sich Koller und Wintersberg auf eine Feierlichkeit vorbereitet haben könnten. Ein Gehrock bezeichnet nämlich einen Rock zum Ausgehen 1704 bzw. einen langen Männerrock, der zu feierlichen Anlässen oder zum Kirchgang getragen wurde. 1705 1698 Die leichteste und dünnste Art des Taffets; siehe A DELUNG , Wörterbuch, Bd. 4, Sp. 55. 1699 StA Steyr, Schniermacherrechnung (1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 25. 1700 StA Steyr, Diverse Rechnungen (1751), Kasten XII, L3/3, FIX 1–55, Nr. 3, 4, 6, 11 u. 32–37. 1701 StA Steyr, Geschäftsbrief und Rechnungen aus Wien (28.6.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 66. 1702 Der Markt begann 1806 am ersten Montag nach dem 27. April (Ostern). 1703 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Leoben (13.12.1806), Kasten XII, L3/2 FVII 1–91 Nr. 24. 1704 G RIMM / G RIMM , DWB, Bd. 5, Sp. 2554. 1705 Ernst C HRISTMANN , Pfälzisches Wörterbuch. Begründet von Ernst Christmann, fortgeführt von Julius Krämer, 6 Bde., Stuttgart 1965–1998, Bd. 3, Sp. 131. Herrenschneider Satory in Wien Ausgehkleidung
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