Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 307 - Anton (geb. 1727) und Jakob (geb. 1739). Außerdem betrafen die Rechnungsposten den Herrn (wer auch immer damit gemeint war), den kleinen Sohn und den Jungen (Lehrling). Typische Schneiderarbeiten Pachners waren das Ausbessern von Mänteln, Westen und Röcken, das An- nähen von Knöpfen, das Anfertigen von Hosenträgern, Rockweste und Westen, das Stärken von Röcken, das Füttern von Hosen sowie das Umändern eines Rockes in einen Frack oder eine Weste. An Farben waren Blau für Westen und Braun für Westen und Röcke üblich. 1693 Zur Kleidung zählten auch Handschuhe, mit deren Herstellung die Koller den Handschuh- macher Adam Martin Riesteder beauftragten. Die im Jahr 1751 gemachte Handschuchmacher Arbeit im Wert von 16 Gulden und 11 Kreuzern umfasste aber nicht nur das Anfertigen von Handschuhen, wie z. B. ain Par weise Handschuch für Susanna im Februar oder im November für Josef, sondern auch das Herstellen, Waschen und Ausbessern von Hosen. Tatsächlich be- trifft das sogar die überwiegende Mehrheit der Rechnungsposten. Für eine neue Hose verlangte Riesteder 2 Gulden und 30 Kreuzer, für das Waschen von Hosen 24 Kreuzer. In einem Fall wurde die Hose offenbar aus Leder gemacht, da es heißt: […] ein Haut gefärbth die Hosen darvon gemacht und Seyden, Knöpfl und Leinwand darzu geben 1 [fl] 17 [xr]. 1694 Die Koller ließen Bekleidung und Schuhe (sowie andere Gegenstände) immer wieder repa- rieren, um sie möglichst lange zu verwenden, da der Preis des Materials weitaus höher war als jener der menschlichen Arbeitskraft. Dies war kein ausschließliches Phänomen der Unter- schichten, sondern erreichte auch höhere Gesellschaftsschichten. 1695 Seit dem Barockzeitalter verbreitete sich außerdem das Anbringen von Besatzartikeln wie Borten, Bändern, Tressen, Schnüren und Fransen an der Kleidung, um diese zu verschönern und zu veredeln. Hergestellt wurden diese sogenannten Posamente von Bortenmachern, die man auch als Band- oder Schnürmacher bezeichnete. 1696 Auch in Steyr kam dieser Modetrend an, wie die Rechnung des Schnürmachers Andreas Wollner über 5 Gulden und 18 Kreuzer für seine im Jahr 1751 ver- richteten Arbeiten belegt. Maria Elisabetha Koller kaufte von Wollner zu mehreren Gelegen- heiten insgesamt 27 ½ Ellen blaue und eine Elle grüne Gallonen 1697 sowie 6 ½ Ellen blaue Zäntl 1693 StA Steyr, Diverse Herrenschneider-Rechnungen (1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 20–22 u. 26. 1694 StA Steyr, Handschuhmacherrechnung (31.12.1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 42. 1695 Reinhold R EITH / Georg S TÖGER , Reparatur, in: Enzyklopädie der Neuzeit 11, Stuttgart u. a. 2010, 58–61, hier 58. 1696 Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts unterschied man in Posamentierer, welche Gold- und Silberborten herstell- ten, und in Bandmacher, die die einfacheren Borten erzeugten; siehe Reinhold R EITH , Bortenmacher, in: Reinhold Reith, Hg., Lexikon des alten Handwerks: Vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, 2. Auflage, München 1991, 38–42, hier 38 f. 1697 Bänder aus Gold, Silber, Seide, Wolle oder Zwirn; siehe K RÜNITZ , Encyclopaedie, Bd. 15, 812 f. Handschuhe und Hosen Bänder
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