Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 306 - oder enger machen, reparieren oder ausbessern. Die neuen Mieder für Maria Katharina, Maria Anna Rosina und Susanna kosteten jeweils 2 Gulden – einige davon waren aus Cannevaß . 1681 Dabei handelte es sich um einen rohen, ungebleichten flächsenen Leinwandstoff, der zum Un- terlegen und Staffieren von Kleidern benutzt wurde. 1682 Die Mädchen trugen auch Korsetts aus Seide oder Cord – ebenfalls aus Cord waren außerdem die Schlaf- und Unterröcke. 1683 Während das Mieder einen Bestandteil weiblicher Kleidung bezeichnet, der ursprünglich mit dem Rock zusammen hing, entwickelte sich das Korsett durch Trennung des Mieders vom Rock, sodass man es unter dem Kleid tragen konnte. 1684 Seit dem 18. Jahrhundert schnürte man die Korsetts nicht mehr vorne, sondern auf der Rückseite. 1685 Der schon eingangs erwähnte Reisende Cajetan Franz von Leitner weist darauf hin, dass die Steyrer Frauen noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts Korsetts getragen hätten: Mädchen und Weiber haben kurze Röcke hoch gebunden, ziemlich lange Corsette und runde Hauben, alles von dunkler Farbe. Fürtücher [Schürzen, Anm. d. Verf.] und Strümpfe sind blau. Der Hut ist etwas größer als der männliche, und bey denen, welche mehr auf den Putz halten, allzeit weiß, inwendig mit schwarzen Taffet besetzt. 1686 Im Übrigen kauften die Koller-Frauen auch Nähmaterial und Stoffe bei Lobesperger ein, um selbst kleinere Ausbesserungs- und Verschönerungsarbeiten vorzunehmen. Zum Beispiel kauf- ten sie für ihre Mieder und Korsetts farblich passende Nähseide, 1687 aber auch (Leinen-)Bänder und Silberschnüre, Barchet, 1688 Galonen, 1689 Leinwand, Seide, Taffet 1690 und Baumwolle. 1691 Auch der Herrenschneider Josef Pachner wurde von der Familie Koller mehrmals beauf- tragt 1692 – aus den Jahren 1750 und 1751 sind gleich vier Rechnungen von ihm überliefert. In den Genuss neuer oder ausgebesserter Kleidung kamen die Söhne Maria Elisabethas – Josef 1681 StA Steyr, Schneiderrechnung (1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 17. 1682 A DELUNG , Wörterbuch, Bd. 1, Sp. 1298–1300. 1683 StA Steyr, Schneiderrechnung (1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 17. 1684 Meyers, Bd. 6, Sp. 774 f. 1685 Ebd., Bd. 6, Sp. 514–517. 1686 L EITNER , Reise, 204 f. 1687 Bei den mehrmaligen Käufen von einer oder einer halben Kwindt Sein musste es sich um Quentchen Seide gehandelt haben, wobei Quentchen eine Maßeinheit war (1 Lot = 4 Quentchen). Die geringe Menge von umge- rechnet 4,38 Gramm (1 Quentchen) bzw. 2,19 Gramm (½ Quentchen) kann daher nur Nähseide meinen; siehe M AYRHOFER , Quellenerläuterungen, 261. 1688 Auch „Barchent“, ein Mischgewebe aus Baumwolle und Leinen (Zettel/Kettfaden aus Leinen, Eintrag/Schuss- faden aus Baumwolle); siehe A DELUNG , Wörterbuch, Bd. 1, Sp. 730. 1689 Aus dem Französischen „Galon“, eine Gattung Gewebe aus Gold, Silber, Seide, Wolle oder Zwirn, die als Borten dazu dienen, Kleidung beiderlei Geschlechts zu verzieren. Goldene und silberne Galonen wurden dazu verwendet, um Kleidung von Standespersonen zu besetzen; siehe K RÜNITZ , Encyclopaedie, Bd. 15, Fig. 812 f. 1690 Leinwandartig gewebter Stoff aus Seide, der meist schwarz ist und unterschiedlich dicht sein konnte. Es gibt leichten Futtertaft, etwas schwereren Kleidertaft, Doppeltaft und Gros, der gerippt erscheint; Meyers, Bd. 6, Sp. 281 f. 1691 StA Steyr, Schneiderrechnung (1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 17. 1692 Der Schneider Josef Pachner war von 1739 bis 1749 Inhaber des Hauses in der Goldschmiedgasse Nr. 3 / Ennskai Nr. 10; siehe K RENN , Häuserchronik, 161. Mieder und Korsett Schneider Pachner

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