Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 305 - Ebenfalls aus dem Jahr 1751 sind drei Schneiderrechnungen herausgegriffen worden, um sie einer näheren Betrachtung zu unterziehen, wobei eine vom Schneider Sigmund Heindl ausge- stellt wurde, eine andere vom Schneider Franz Xaver Lobesberger aus Garsten und eine dritte vom Herrenschneider Josef Pachner. Heindl, der in der Berggasse Nr. 19 ansässig war, 1676 stellte der Witwe Maria Elisabetha Koller 15 Gulden und 22 Kreuzer für das Jahr 1751 in Rechnung. Er hatte für Susanna ein abgestepptes Mieder aus Cryseth-Zeug sowie ein mausfarbenes Korsett angefertigt. Diverse weitere Anfertigungen vor die Jungfrau Brauth lassen auf eine Hochzeit einer der Koller-Töch- ter in diesem Jahr schließen. 1677 Dafür fertigte Heindl unter anderem zwei abgesteppte Mieder an, eines aus braunem Damast und eines aus Persianer-Zeug , wobei es sich um eine feine und besonders dauerhafte Lammfellsorte aus Buchara (im heutigen Usbekistan) handelte. 1678 Au- ßerdem schneiderte er ihr ein Kleid aus Seyden-Cryseth und änderte sowie reparierte ihr blaues Mieder. 1679 Darüber hinaus wurden auch zwei Lehrjungen mit Kleidung ausgestattet: Dem Lehrjungen namens Wolferl wurden ein neuer Rock aus braunem Tuch angefertigt sowie ein Rock und eine braune Weste ausgebessert. Dem klein Lehr-Jung wurden eine blaue Weste gleich zwei Mal ausgebessert und eine Weste aus einem braunen Rock geschneidert. 1680 Den Lehrjungen muss es laut Lehrvertrag zugestanden haben, im Haushalt mitversorgt zu werden, wozu auch die Ausstattung mit Kleidung gehörte. Der Schneidermeister Franz Xaver Lobesperger wurde 1751 ebenfalls von den Koller für diverse Arbeiten beauftragt und stellte zu Beginn des Jahres 1752 einen Betrag von 27 Gulden und 30 Kreuzern für das vergangene Jahr in Rechnung. Da die Koller Gartenhäuser nahe Gars- ten hatten, dürften sie den dort ansässigen Schneider beauftragt haben, wenn sie sich dort auf- hielten. Die Frauen des Hauses – Hausherrin Maria Elisabetha und ihre vier Töchter – ließen sich Mieder, Korsette, Unterröcke, Schlafröcke und Pelze vom Schneider anfertigen, weiter 1676 Der Schneider Sigmund Heindl war von 1727 bis 1756 Inhaber des Hauses Berggasse Nr. 19 in Steyr; siehe K RENN , Häuserchronik, 100. 1677 Bei der erwähnten Braut konnte es sich nur um Maria Anna Rosina (1751 war sie 22 Jahre alt) gehandelt haben. Ihre Schwester Maria Elisabetha war bereits verstorben, Susanna heiratete nachweislich erst 1765 und Reßl und Käterl waren erst 15 bzw. 14 Jahre alt. Die Verlobung war zustande gekommen durch den Mauthausener Zeugmacher Johann Paul Schmidt, der im Dezember 1750 schrieb, einen geeigneten Heiratskandidaten gefunden zu haben: Schranzhofer aus Pulkau, der als eine mit Gesundt- und gestalten Leibs- auch besonderen Verstandts- Qualiteten begabte Persohn angepriesen wurde. Er bringe ein Vermögen von 2.000 Gulden und die Aussicht auf ein Erbe seiner noch lebenden Mutter mit. Die Mutter besitze das Postamt in der Märerstrass , welches Schranz- hofer als Behausung nützen könne. Schmidt verkaufte seine Waren am Rössermarkt (Pferdemarkt) in Pulkau, weshalb es wohl zu diesem Kontakt gekommen war. Die Zustimmung der Mutter sei Voraussetzung dafür, dass die Koller-Jungfrau (oder auch deren Schwestern) den jungen Mann persönlich kennen lernten; siehe StA Steyr, Heiratsvermittlung (13.12.1750), Kasten XII, L3/2 FI 1–18 Nr. 17. 1678 Meyers, Bd. 6, Sp. 81 f. 1679 StA Steyr, Schneiderrechnung (1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 19. 1680 Ebd. Schneider- arbeiten Brautausstattung Kleidung für die Lehrlinge Schneider Lobesperger
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2