Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 304 - mehrmals neue – entweder schwarze oder lederne Schuhe, Pantoffeln, Flecken oder „Hinterfle- cken“ – oder ihnen wurden die Schuhe ausgebessert, neu besohlt ( doppelt ) oder eingefasst, wo- für er 45 Gulden und 30 Kreuzer in Rechnung stellte. 1671 Aus demselben Jahr ist außerdem eine Kürschnerrechnung von Johann Gottlieb Kudler (Pfarrgasse Nr. 14) 1672 überliefert, der für seine im gesamten Jahr gemachten Kürschnerarbeiten insgesamt 9 Gulden und 32 Kreuzer verrechnete. Im Auftrag von Maria Elisabetha Koller hatte er im Winter 1751 folgende Arbeiten durchgeführt: 1673 Erstlich den 24 November der Jungfrau Maria Anna ein fein sambetes Par Stifel mit Hormelin auß geschlag [en] , darvor 4 [fl] 30 [xr] Dito ein altes Parr Stifel mit Kinigel [Kaninchen] gebrömbt darvor 15 [xr] Den 27 November vorn Herrn Joseph ein Stutzen mit Fischodter gemacht darvor 4 [fl] Dito den 30 vor die Jungfrau Maria Anna ein reich Zeigen Hauben in prämb größer Gewicht darvor 15 [xr] Däto zwey Par Fueß Stutzen darvor 14 [xr] Däto der Jungfrau Tehresia in ein Hauben ein neyes Fudter ein gemacht darvor 18 [xr] Der Kürschner reparierte und verbesserte die Winterkleidung für drei der Koller-Kinder, woraus ersichtlich wird, wie sich Steyrer Bürger in der kalten Jahreszeit warmhielten. Für die Tochter Maria Anna wurden Samtstiefel mit Pelz aus Hermelin ausgestattet, wobei es sich um Stiefel mit einem Schaft (Wade bis Knie) und einem Fußblatt (Sohle) aus Samt handelte, wobei der übrige Teil des Stiefels aus Leder bestand. Sie waren besonders leicht und schön und in- nenseitig mit Pelz gefüttert und wattiert. 1674 Ein anderes Paar alter Stiefel stattete Kudler mit Kaninchenfell aus. Die Tätigkeit gebrömt (verbrämt) verweist darauf, dass lediglich der Rand der Stiefel mit dem Fell versehen wurde. 1675 Maria Anna erhielt außerdem eine neue Haube und zwei Paar Stutzen (Wadenstrümpfe) und auch ihr Bruder Josef erhielt Stutzen. Diese waren jedoch aus Fischotterfell, wobei das Fell womöglich am Bund angebracht wurde, um jenen Teil des Beins warm zu halten, der nicht vom Stiefel bedeckt und damit nicht gewärmt wurde. Schließlich erhielt auch Theresia ein neues Innenfutter für ihre Haube. 1671 StA Steyr, Schusterrechnung (22.1.1752), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 31. 1672 Das Haus gehörte von 1716 bis 1784 Johann Gottlieb Kudler und dessen Frau Anna Barbara; siehe K RENN , Häuserchronik, 46. 1673 StA Steyr, Kürschnerrechnung (30.12.1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 13. 1674 K RÜNITZ , Encyclopaedie, Bd. 174, Fig. 45. 1675 Verbrämen bedeutet, den Rand eines Kleidungsstückes mit Pelz zu versehen, z. B. eine Mütze mit Hermelin oder ein Kleid mit Zobel zu verbrämen; siehe A DELUNG , Wörterbuch, Bd. 4, Sp. 1002–1004. Kürschner- arbeiten Stiefel und sonstige Winter- kleidung
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