Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 303 - Aufgrund der Quellenlage im Koller-Archiv lassen sich leider keine zuverlässigen Aussagen darüber treffen, ob die Bekleidung der Koller ebenso bescheiden war, wie sie Leitner am Ende des 18. Jahrhunderts beschrieb. Es sind aber vereinzelt Rechnungen überliefert, aus denen unter anderem gebräuchliche Stoffe und beliebte Farben ersichtlich werden und die Praktiken der Reparatur und Verschönerung von Kleidungsstücken hervorgehen. Bevor aber die Kleidung der Koller betrachtet wird, widmen wir uns dem Schuhwerk. 1666 Der Schuhmacher Matthias Haringer stellte im September 1724 eine Rechnung über diverse Schuhkäufe und Reparaturarbeiten für Johann Josef Koller aus. Koller kaufte im August zwei Paar Schuhe für seinen elfjährigen Sohn Johann Adam um 51 Kreuzer sowie ein Paar für seinen sechs Monate alten Sohn Johannes um 1 Gulden und 24 Kreuzer und am 18. September ein Paar Klageschuhe für sich selbst. Außerdem ließ er für seine kürzlich verstorbene Frau Maria Theresia ein Paar Pantoffeln als Teil der Totenkleidung um 54 Kreuzer anfertigen ( der Frau seeliger ins Grab ain Bar Bandofl ). Weiters bekamen die beiden Dienstmenscher je ein Paar Schuhe im Gesamtwert von 2 Gulden und 12 Kreuzern. Im Übrigen zahlte Koller für das Auf- machen von einem paar Hinterflekh 1667 8 Kreuzer. Hinzugerechnet wurde noch der offene Be- trag von 11 Gulden und 12 Kreuzern aus einer vorangegangenen Rechnung, womit sich der Gesamtbetrag auf 19 Gulden und 22 Kreuzern belief. 1668 25 Jahre später war Matthias Haringer noch immer für die Familie Koller als Schuster tätig: 1751 hatte die Witwe Maria Elisabetha für sich und ihre noch im Haushalt lebenden Kinder durch das Jahr hindurch mehrmals neue Schuhe anfertigen und alte Schuhe doppeln (besohlen) lassen, kaufte „Hinterflecken“ und Pantoffel-Fleckenund ließ neue Stöckl (Absätze) anbringen. Die Anfertigungs- und Reparaturarbeiten beliefen sich für das ganze Jahr auf 17 Gulden und 41 Kreuzer. 1669 Aus demselben Jahr ist eine zweite Schuhmacherrechnung überliefert, die jedoch der Schus- ter Johann Franz Tubiack (Grünmarkt Nr. 22) ausstellte. 1670 Die Witwe und ihre Kinder Josef (1751 war er 24 Jahre alt), Maria Anna (22 Jahre), Sändl (Susanna, 21 Jahre), Reßl (15 Jahre), Katharina (14 Jahre) und Jakob (12 Jahre) erhielten bis Jänner 1752 auch vom Schuster Tubiack 1666 Zur vertiefenden Lektüre zum Thema Bekleidung siehe Jutta Z ANDER -S EIDEL , Textiler Hausrat. Kleidung und Haustextilien in Nürnberg von 1500–1650 (Kunstwissenschaftliche Studien 59), München 1990; Jutta Z ANDER - S EIDEL , Kleiderwechsel. Frauen-, Männer- und Kinderkleidung des 18. bis 20. Jahrhunderts (Die Schausammlun- gen des Germanischen Nationalmuseums 1), Nürnberg 2002. 1667 Ein Hinterfleck bezeichnet einen Fleck oder ein Stück Leder auf dem Absatz eines Schuhs; siehe G RIMM / G RIMM , DWB, Bd. 10, Sp. 1500. 1668 StA Steyr, Schuhmacherrechnung (15.9.1724), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 9. 1669 StA Steyr, Schusterrechnung (7.1.1752), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 30. 1670 Tubiack war von 1739 bis 1756 Inhaber dieses Hauses; siehe K RENN , Häuserchronik, 5. Schuster Haringer Schuster Tubiack
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