Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 301 - und Reis kein fester Bestandteil der Warenpalette oder gar des Speiseplans der Koller war – Reis gehörte noch im 19. Jahrhundert zu den teuren Lebensmitteln. 1655 Neben diesen Nahrungsmitteln konsumierten die Koller nachweislich auch Genussmittel, die wegen ihres Wohlgeschmacks oder ihrer Wirkung auf das Nervensystem genossen oder benutzt wurden und nicht, um durch den Stoffwechsel verbrauchte Körpersubstanzen zu erset- zen. 1656 Dazu zählen die bereits erwähnten alkoholischen Getränke ebenso wie Kaffee, Tee, Schokolade und Tabak, die im Laufe des 18. Jahrhunderts aber keine Luxusgüter mehr darstell- ten, sondern Annehmlichkeiten („decencies“) waren. 1657 Kaffee als Konsumgut des Haushalts taucht erstmals 1751 auf, als Maria Elisabetha Koller 10 Pfund (5,6 Kilogramm) feinen Kaffee von ihrem Neffen Johann Georg Prandstätter aus Mauthausen zugeschickt bekam. Die geringe Menge und das einmalige Aufscheinen einer solchen Lieferung lässt darauf schließen, dass er für den Eigenbedarf gedacht war. 1658 Erst wieder 1787 gibt es einen weiteren Hinweis für den Konsum von Genussmitteln: Jakob Koller kaufte bei Pietro de Lorenzi in Triest ein Tafelservice für zwölf Personen sowie eines für sechs Personen, 18 chicchero ohne Griff für Kaffee sowie 18 chicchero für Schokolade und sechs weitere für Tee, zwei mittlere Zuckerdosen mit Prä- gung, drei cosome für Kaffee, drei große für Milch und zwei große für Tee sowie vier Salzfässer mit Weinblättern – insgesamt belief sich die Rechnung auf rund 70 Gulden. 1659 Nur wenig spä- ter schickte de Lorenzi außerdem zwei Melone con sottofoglie (Honigmelonen mit Blättern) um 3 Gulden, zwei mittelgroße, bedruckte Zuckerdosen um 1 Gulden und 8 Kreuzer und zwei per- forierte Zuckerdosen mit Untersetzern für kandierte Früchte um 4 Gulden. 1660 Tee- und Kaffee- geschirr war prestigeträchtiges Schau- und Sammelobjekt, das seit dem 17. Jahrhundert aus Fernost importiert wurde – selbst als im frühen 18. Jahrhundert Porzellanmanufakturen in Eu- ropa gegründet wurden. Typische Geschirrbestandteilte waren Schalen und Tassen, Kaffee- und Teekannen, Kaffee- und Teebüchsen, Zuckerdosen, Milchkännchen und Silbertabletts. 1661 Die von Koller über Triest gekauften Utensilien zum Konsum von Tee, Kaffee, Schokolade und Zucker könnten demnach aus dem ostasiatischen Raum importiert worden sein. Dafür gaben die Koller ein Vielfaches von dem aus, was ihre Hausangestellten in einem ganzen Jahr ver- dienten (8 Gulden für ein „Kuchlmensch“), was den Prestige-Charakter unterstreicht. 1655 S ANDGRUBER , Lebensstandard, 288. 1656 Meyers, Bd. 6, Sp. 588. 1657 P ELZER -R EITH , Genussmittel, 203. 1658 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Mauthausen (16.2.1751), Kasten XII, L3/3 FXV 1–154 Nr. 60. 1659 StA Steyr, Rechnung aus Triest (24.3.1787), Kasten XII, L3/1 FXXIII 1–98 Nr. 70. 1660 StA Steyr, Rechnung aus Triest (7.9.1787), Kasten XII, L3/1 FXXIII 1–98 Nr. 65. 1661 Annerose M ENNINGER , Genuss im kulturellen Wandel. Tabak, Kaffee, Tee und Schokolade in Europa (16.–19. Jahrhundert) (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte 102), Stuttgart 2004, 321. Weitere Genuss- mittel

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2