Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 300 - tagen kamen Vögel, Krebse, Schnecken und Froschschenkel hinzu. Nicht verwunderlich ist da- her der entsprechend hohe Durchschnittsverbrauch an Fleisch in den Städten: Ein Linzer Bürger konsumierte im Jahr 1834 jährlich etwa 85 Kilogramm Fleisch – wohlgemerkt ohne Geflügel, Wild und Fisch. 1850 waren es nur mehr rund 62 Kilogramm und zum Ende des Jahrhunderts wiederum zwischen 70 und 90 Kilogramm. 1649 Ein Beleg für den Konsum von Fisch stammt aus dem Winter 1751, als die Koller mehrmals beim bürgerlichen Fischhändler Jakob Huber in Steyr einkauften. Im Detail handelte es sich um 15 ½ Pfund Karpfen, 1 ⅝ Pfund Forellen und 4 ½ Pfund Hecht. Die Ausgaben für die gesamt fast 22 Pfund (rund 12 Kilogramm) Fisch beliefen sich auf 6 Gulden und 3 Kreuzer. 1650 Fisch wurde ein weiteres Mal konsumiert – diesmal explizit als Fastenspeise –, als im Februar 1787 der Linzer Handelsmann Johann Michael Peissers sel. Eidam 1651 einen Ballen Stockfisch zu 300 Pfund (168 Kilogramm) und eine dreiviertel Tonne Hering durch den Fuhrmann Steininger nach Steyr zu den Koller liefern ließ. Die Erwähnung eines Einfuhrpasses weist auf den Import der Fische hin, wofür Peisser inklusive Maut, Fuhrlohn und Verpackung 129 Gulden in Rech- nung stellte. 1652 Wenngleich es sich bei Stockfisch auch um an der Luft hart gedörrten Fisch aus der Familie der Dorsche (insbesondere Kabeljau) handelte, der nach dem Aufquellen auch zu einem späteren Zeitpunkt verzehrt werden konnte, spricht die enorme Menge von insgesamt 918 Kilogramm dafür, dass der Fisch als Handelsware eingekauft oder zumindest nur zu einem Teil im Koller-Haushalt verbraucht wurde. 1653 Als letztes Nahrungsmittelbeispiel sei noch der einzige Beleg für den Import von Reis aus der Lombardei erwähnt: Josef Dangl aus Mantua war nicht nur ein Abnehmer von Ge- schmeidwaren, sondern hatte Jakob Koller mit Reis im Wert von 29 Gulden beliefert. 1654 Es musste sich dabei um eine große Menge Reis gehandelt haben, die sowohl für den Weiterver- kauf als auch für die Einlagerung als Vorrat des Haushalts in Frage käme. Die Einzigartigkeit des Beleges könnte ein Hinweis darauf sein, dass es sich um ein Gelegenheitsgeschäft handelte 1649 S ANDGRUBER , Lebensstandard, 287. Zum Vergleich: Der Fleischkonsum (alle Arten) in Österreich lag im Jahr 2018 bei rund 64 Kilogramm pro Kopf; siehe Statistik Austria, Pro-Kopf-Konsum von Fleisch in Österreich bis 2018, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/287345/umfrage/pro-kopf-konsum-von-fleisch-in-oesterreich/ (18.11.2019). 1650 StA Steyr, Fischrechnung (29.12.1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 41. 1651 Veraltete Bezeichnung für Schwiegersohn; siehe Meyers, Bd. 5, Sp. 433–435. 1652 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Linz (14.2.1787), Kasten XII, L3/2 FXII 1–136 Nr. 31. 1653 A DELUNG , Wörterbuch, Bd. 4, Sp. 394. 1654 Josef Dangl aus Mantua erhielt im Dezember 1786 ein Fass Geschmeide durch Paul Tribuzzi in Triest, zur Bezahlung übermittelte er einen Wiener Wechsel. In einem Nebensatz erwähnte er, dass er von den gesandten Reiß f 29 gut und diesen Betrag deshalb von der Rechnungssumme abgezogen habe. Mit dem Brief gab er auch gleich eine weitere Bestellung an diversen Feilen, Zwecken, Scheren, Schlössern, Bohrern, Ahlen und Fischangeln auf; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Mantua (31.12.1786), Kasten XII, L3/3 FXXVII 1–182 Nr. 53. Fisch Reis

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