Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 299 - bei der Auswertung des Bierkonsums der Spängler in Salzburg bemerkte. Im Haushalt der Salz- burger Kaufleutefamilie wurden meist jährlich mehr als 2.000, höchstens aber 3.200, Liter Bier konsumiert – also eine Menge ähnlicher Größenordnung wie im Haushalt der Koller. 1643 Aufgrund einer Gasthausrechnung aus Linz, datiert auf den 30. August 1757, bekommen wir eine Vorstellung davon, wie die Verköstigung der Koller auf Reisen aussah: Ein nicht näher identifizierbarer Herr Koller – vermutlich einer der erwachsenen Söhne Maria Elisabethas – hatte sich vom 16. bis zum 30. August in Linz aufgehalten. 1644 Da die Waren schon Tage zuvor nach Linz geschickt worden waren und sich dort höchstwahrscheinlich ein Reisediener oder ein Markthelfer Kollers befand, der sich um den Aufbau der Hütte kümmerte und die Waren emp- fing, genügte es, dass Koller am Tag des Marktbeginns am 16. August nach Linz reiste. Wäh- rend seines Aufenthalts kehrte er täglich bei Anton Schwab für ein Mittag- sowie ein Abendes- sen ein und genoss dazu ein Maß Bier. Lediglich am letzten Tag seines Aufenthalts, am 30. Au- gust, nahm Koller kein Abendessen mehr im Gasthaus „Zum goldenen Lamm“ 1645 zu sich, son- dern nur mehr ein Mittagessen mit zwei Maß Bier. Höchstwahrscheinlich begab er sich noch am selben Tag zurück nach Steyr, wenn auch der Bartholomäusmarkt noch zwei weitere Wo- chen dauerte. Der durchschnittliche Preis des Mittagessens betrug 27 Kreuzer, während Koller um durchschnittlich 18 Kreuzer zu Abend aß. Ein Maß Bier kostete in Linz – wie auch in Steyr – 4 Kreuzer. 1646 Gelegentlich wurde im Hause Koller Wildbret konsumiert: Josef Hierzenberger aus Admont, ein Verwandter Maria Elisabetha Kollers, sandte ihr im November 1751 einen Gamsbock, für den der Sensenschmiedmeister 4 Gulden und 12 Kreuzer ( oder ein Ducaten ) in Rechnung stellte. 1647 Im August 1806 bestellte Josef von Koller vom Linzer Bartholomäusmarkt aus Wild- bret bei Herrn Ritzi in Steyr zu Herrn Leihs am Hauptplatz per Bote. Sollte Ritzi keinen Hirsch- zemer (Hirschrücken) mehr haben, sei Koller auch mit 60 bis 80 schönen Krebsen zufrieden. 1648 Wildbret und Krebse waren typische Bestandteile der Ernährung bürgerlicher Haushalte der Oberschicht: Zu festlichen Anlässen war es üblich, mehrere Fleischgänge zu servieren, z. B. vom Rind, vom Schaf und vom Schwein, außerdem Wildbret, Fisch sowie Geflügel. An Fest- 1643 P ELZER -R EITH , Genussmittel, 204. 1644 Der Linzer Bartholomäusmarkt begann in dieser Zeit am 16. August und dauerte vier Wochen. 1645 Anton Schwab war von 1745 bis 1784 Besitzer des Hauses Hofberg Nr. 3 in Linz (Konskriptions-Nummer von 1812 bis 1869: 121) gewesen, das 1939 jedoch abgetragen wurde; siehe K RECZI , Häuserchronik, 81 f. 1646 StA Steyr, Rechnung (30.8.1757), Kasten XII, L1 FIV 1–451 Nr. 374. 1647 StA Steyr, Brief aus Admont (9.11.1751), Kasten XII, L3/2 FXXXI 1–146 Nr. 63. 1648 StA Steyr, Geschäftsbriefe aus Linz (1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 31. Volpi schickte am 24. Au- gust 60 Krebse nach Linz zu Herrn Leihs; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief nach Linz (24.8.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 41. Wahrscheinlich hatte sich Josef von Koller während des Linzer Bartholomäusmarktes bei Herrn Leihs auf dem Hauptplatz aufgehalten, bezog dort ein Quartier und benutzte dessen Gewölbe für die Unter- bringung seiner Handelswaren. Verköstigung während der Jahrmarktsbe- suche Wild

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