Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 297 - in Höhe von immerhin 83 Gulden und 46 Kreuzern, am Steyrer Herbstmarkt 1632 hingegen wur- den nur 24 Gulden und 50 Kreuzer ausgegeben. Für die beiden Linzer Märkte – denn in diesem Jahr besuchten die Koller neben dem Bartholomäus- außerdem den Ostermarkt – wurden an Zehrung sowie Hin- und Rückfahrt 115 Gulden und 35 Kreuzer bezahlt. Die Summe der ge- samten aufgezeichneten Unkosten für das Jahr 1743 schlug schließlich mit 2.667 Gulden zu Buche, wobei der letzte Posten – Process Uncosten 1 Jahr alle betr [agen] f [l] 353 x [r] 25 – Unklarheiten aufgibt. Es wäre möglich, dass es sich dabei um die gerichtlich ausgetragenen Erbstreitigkeiten zwischen Maria Elisabetha Koller und ihrem Stiefsohn Johann Adam Koller handelte (dazu mehr im Exkurs-Kapitel ab S. 339) . 1633 Nicht eindeutig zu klären ist, wer nun all diese Ausgaben im Jahr 1743 niedergeschrieben hat. Johann Josef Koller war bereits im Jänner 1742 verstorben, seine Witwe Maria Elisabetha wird namentlich in der Liste als Lißl angeführt. 1634 In Frage käme ein männlicher Verwandter, wie z. B. der Schwager Maria Elisabethas bzw. der Bruder ihres verstorbenen Mannes – Johann Adam Koller (1691–1754) – aus Mauthausen. Ihm können auch die übrigen beschriebenen Sei- ten des Memorials, in welchem sich die Ausgabenliste befindet, zugerechnet werden. Schon während seiner Lehrzeit in Steyr hatte sich Johann Adam in diesem Buch Notizen gemacht, weshalb es denkbar wäre, dass der 1743 als Handelsmann in Mauthausen niedergelassene Jo- hann Adam nach dem Tod seines Bruders nach Steyr zurückkehrte, um dort seiner verwitweten Schwägerin zu helfen, die Geschäfte zu ordnen und die Handlung weiter zu führen. Abgesehen von dieser Ausgabenliste sind noch einige Rechnungen von Lebzeltern, Wirten, Fischhändlern, Schuhmachern, Kürschnern, Schneidern, Chirurgen, Buchhändlern und anderen Dienstleistern und Händlern überliefert, die in den folgenden Abschnitten besprochen werden. 4.2.1 Ernährung und Genussmittel In gutbürgerlichen Haushalten wie jenem der Koller frühstückte man mit Kaffee, zu Mittag und zu Abend kam Fleisch auf den Teller, sonntags stand Braten oder Wild auf dem Speiseplan. Abwechslung und Vielfalt der Tafel hob die Oberschicht noch einmal von kleinbürgerlichen Handwerkerhaushalten ab. 1635 Aus den überlieferten Geschäftsunterlagen des Koller-Archivs auf Konsummöglichkeiten im Bereich Ernährung und Genussmittel zu schließen, ist nicht ein- fach. Da die Koller auch mit Spezereiwaren handelten, gibt es zahlreiche Belege, bei denen es 1632 Ab Herbst 1700 gab es neben dem seit dem Mittelalter bestehenden Jahrmarkt um Christi Himmelfahrt außer- dem einen Herbstmarkt; siehe O FNER , Handwerkerstand, 18. 1633 StA Steyr, Memorial (1660–1744), Kasten XII, L4/4 FIV 1–27 Nr. 5. 1634 Ihre gleichnamige Tochter wird in der Quelle hingegen als Jungfrau Lißl bezeichnet. 1635 S ANDGRUBER , Lebensstandard, 287. Schreiber Schmalz

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