Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 292 - in Triest auszustellen. Die 48 Gulden dafür werde er in bar von Enns nach Steyr schicken. 1607 Im März 1808 kaufte der Pfleger Hartmann aus St. Peter in der Au um 3.000 Gulden einen Wechsel bei Josef von Koller. Auf diese Weise wollte er einem gewissen Herrn Schirmer in Wien Geld schicken, welches dieser schon dringend benötige. 1608 Im Jahr 1808 bat Ferdinand Weishappel in Eisenerz – ein vermeintlicher Eisenwarenhändler – Josef von Koller wiederholt um die Ausstellung von Wechseln. Beide Male handelte es sich um einen Betrag in Höhe von 600 Gulden und das Fälligkeitsdatum lag vier bzw. sechs Monate nach dem Tag der Ausstel- lung (nach dato). Weishappel versprach, das Geld noch vor Verfall des Wechsels zuzüglich Spesen in bar zu übermachen, was bedeutete, dass Koller ihm die 600 Gulden einstweilen vor- streckte. 1609 Im Oktober desselben Jahres schickte der Kupferschmied Augustin Hänig aus Hall 1.000 Gulden in bar mit der Bitte an Josef von Koller, ihm dafür einen Wechsel auf Herrn Etzelt in Wien als Bezogenen auszustellen. Den Wechsel benötige Hänig, um damit Geld an den Kup- ferschmiedmeister Simon Michael Paur in Wien zu überweisen. 1610 Leider reichen diese wenigen Belege ohne eine durchgängige doppelte Buchführung mit Bi- lanzen nicht aus, das Unternehmen hinsichtlich seiner Finanzkraft einzuschätzen. Die erwähn- ten Quellen geben lediglich Hinweise darauf, dass von Beginn an großes Vertrauen in Johann Josef Kollers Handelsgeschäft gesetzt worden war und der finanzielle Erfolg des Unternehmens im folgenden Jahrhundert so offenkundig für die Zeitgenossen/-innen gewesen sein muss, dass sie sich mit Kreditanfragen an die Koller wandten bzw. Wechsel von ihnen kauften. Nicht zu- letzt kann auch das lange Fortbestehen des Unternehmens über einen Zeitraum von etwas mehr als 180 Jahren als Zeichen für den langfristigen Erfolg gesehen werden. Des Weiteren gibt es einige Quellen im Koller-Archiv, welche die Haushaltsausgaben betreffen und die es erlauben, Schlaglichter auf das Alltagsleben und den Konsum der Familie zu richten. Gemeinsam mit einem Überblick über den Immobilienbesitz kann auf diese Weise ein Bildausschnitt ihrer Le- benswelt skizziert werden, um wiederum Rückschlüsse auf die Lebenshaltung der Familie zu ziehen. 1607 Es ist anzunehmen, dass de Joanny eine Überweisung nach Triest tätigen wollte, wozu ihm jedoch ein entspre- chendes Kontokorrentkonto bei einem Bankhaus fehlte. Die Kollerin hingegen, die häufig Geschäfte mit Triest – vorzugsweise über den Finanzplatz Wien – abwickelte, verfügte über die Möglichkeit, z. B. ein Wiener Bankhaus als Bezogene einzusetzen, welches den Betrag bei Vorlage des Wechsels auszahlte; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Enns (11.1.1751), Kasten XII, L3/3 FXV 1–154 Nr. 82. 1608 Der Wechsel ist zwar nicht überliefert, dürfte aber so ausgesehen haben, dass Koller als Aussteller, ein Wiener Bankhaus, bei dem Koller Kontokorrent hatte, als Bezogener und Hartmann als Begünstigter fungierte. Hartmann konnte den Wechsel anschließend auf Schirmer indossieren, sodass dieser bei Vorlage zu seinem Geld kam; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus St. Peter in der Au (23.3.1808), Kasten XII, L3/1 FXXVIII 1–107 Nr. 82. 1609 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Eisenerz (19.1.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 24; StA Steyr, Ge- schäftsbrief aus Eisenerz (30.7.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 21. 1610 Dazu indossierte der Begünstigte Hänig den Wechsel auf Paur, der ihn bei Etzelt vorlegte und somit das Geld ausbezahlt bekam, womit er Kupfer beim Kupferamt für Hänig kaufen konnte; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Hall (9.10.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 54.
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