Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 287 - übriggeblieben und bei Gastwirt Johann Michael Premb an der unteren Donaulände eingelagert worden. 1586 Auf der Rückseite des dazugehörigen Inventars war notiert: Khunftig keine Schus- ter Feyllen, Hollstutzen, und groß et mittere Daschenmesser [vom Zeichen „Reichsapfel“, Anm. d. Verf.] mit zunemben . 1587 Womöglich hatte Johann Josef Koller festgestellt, dass diese Artikel kaum nachgefragt waren und wollte am künftigen Jahrmarkt keine mehr davon mitneh- men. Damit tritt eine weitere Funktion der Jahrmarktsbücher hervor: die Planung der kommen- den Jahrmarktsbesuche auf Basis der Erfahrungen der bisherigen Termine. Für das Eintreiben bzw. das Begleichen der Messeschulden gab es auf jedem Jahrmarkt eine eigene Zahlwoche, in der sich die Kaufleute auf einem Versammlungsplatz einfanden und ihre gegenseitigen Schulden beglichen. 1588 Für den Zahlungsausgleich war es für die Kaufleute nö- tig, einen Überblick darüber zu haben, bei wem sie noch Forderungen hatten und wem sie noch Geld schuldeten. Zu diesem Zweck legten die Koller eigene Verzeichnisse an, wie jenes vom Linzer Bartholomäusmarkt 1721: Die tabellarische Liste enthält die Namen der Geschäfts- partner/-innen, einen Verweis auf das dazugehörige Kaufmannsbuch (wahrscheinlich ein Schuldbuch) und den Betrag entweder in der Debitoren- oder in der Kreditorenspalte. Die End- summe unter der Debitorenspalte – also die Forderungen Kollers – belief sich in diesem Jahr auf rund 23.285 Gulden. Die Beträge in der Kreditorenspalte summierten sich hingegen auf 6.243 Gulden und ergaben sich unter anderem aus dem Einkauf von Eisen und Stahl bei der Gwerkhschaft (Innerberger Hauptgewerkschaft) in Höhe von 2.700 Gulden. 1589 Die Jahrmärkte in Linz waren für die Koller also Zahlungstermine von großer Bedeutung. 3.5.2.3 Briefkopierbücher Aus der Frühphase des Handelsunternehmens sind gleich mehrere Briefkopierbücher überlie- fert, worin eingehende Geschäftsbriefe abgeschrieben (kopiert) wurden – häufig finden sich auch die Antwortenschreiben auf die jeweiligen Briefe unmittelbar darunter. Insgesamt gibt es im Koller-Archiv neun solcher Briefkopierbücher aus der Zeit zwischen 1721 und 1749. Sie fallen also überwiegend in die Gründerphase, in der Johann Josef Koller die Geschäfte führte. Nur das letzte Buch mit Briefkopien der Jahre 1742 bis 1749 fällt in die Zeit, als die Witwe 1586 K RECZI , Häuserchronik, 96 f. 1587 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Ostermarkt (April 1722), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 63. 1588 L UDOVICI , Grundriß, 319. 1589 Weitere Schulden hatten die Koller bei Josef Mayr (300 Gulden), einem gewissen Forster (1.500 Gulden), einem Herrn Dimpfl (101 Gulden und 25 Kreuzer), bei Michael Prunner (2 Gulden und 18 Kreuzer) und Elias Blätl (1.600 Gulden); siehe StA Steyr, Debitoren- und Kreditoren-Verzeichnis vom Linzer Bartholomäusmarkt (August 1721), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 55. Hilfsbuch für die Zahlwoche Geschäftsbrief- Kopien
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