Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 280 - 3.5.2 Buchführung Als Strategie, sich über seine Einkünfte und Ausgaben bewusst zu werden und den Erfolg (Ge- winn oder Verlust) regelmäßig zu messen, gilt es für Unternehmen, eine entsprechend sorgfäl- tige Buchführung zu pflegen. Hübner und Zincke beschrieben im Jahr 1746 die Buchhaltung als eine Kunst … […] vermittelst welcher die Kaufleute, oder wer sonst mit Rechnungs-Verwaltungen um- gehet, alle ihre Einnahmen und Ausgaben, es sey an Geld oder Waaren, in guter Ordnung halten, u [nd] zwar dergestalt, daß sie entweder sich selbst, wenn es ihr eigen ist, oder demjenigen, vor den sie es verwalten, iederzeit auf Begehren, Red und Antwort geben können. 1564 Das Führen von Büchern hatte demnach den primären Zweck, den an einem Unternehmen beteiligten Personen (Inhaber/-innen, Gesellschafter/-innen, stille Teilhaber/-innen) jederzeit Auskunft über den finanziellen Status des Unternehmens geben zu können. Vor allem das Bar- geld in der Kassa, der Lagerbestand an Waren, die Forderungen und Verbindlichkeiten, das Vermögen sowie Gewinn und Verlust waren von größtem Interesse. 1565 Bei komplexen Unter- nehmen war dazu das Führen gleich mehrerer Bücher notwendig, wie es bei Hübner und Zincke weiter heißt: […] Die Bücher, welche sonderlich bey Kaufleuten, die ihre Sachen in guter Ordnung halten, erfordert werden, sind 1) ein Memorial oder Manual, in welchem alles, was vor- gegangen, zierlich, ihren Umständen und Conditionibus nach, beschrieben wird, 2) ein Journal, in welchem das in dem Manual beschriebene ordentlich zu Debet und Credit gestellet, und 3) in Haupt-Buch, in welches solch ein dem Journal formirte Posten, auf ihre ordentliche Rechnungen übergetragen werden, und hernach zu Ende des Jahrs der obgedachte Bilanz gezogen wird. 1566 Das Memorial war demnach ein Buch, in welches sämtliche Geschäftsvorfälle – in Handels- unternehmen primär Einkäufe und Verkäufe und deren Bezahlung – in erzählender Form nach dem Datum ihres Geschehens eingetragen wurden. Diese Einträge wurden regelmäßig in ein Journal übertragen, wobei die erzählenden Einträge zu Buchungssätzen wurden. Diese wiede- rum wurden in einem dritten Schritt schließlich in ein Hauptbuch, bestehend aus T-Konten mit jeweils einer Soll- und einer Haben-Seite, übertragen. Jeder Posten wurde dabei einmal auf der 1564 Johann H ÜBNER / Georg Heinrich Z INCKE , Curiöses und reales Natur-Kunst-Berg-Gewerck- und Handlungs- Lexicon, Leipzig 1746, 367–369. 1565 N. N., Cameralistisches Journal 5 (1812), 86. 1566 H ÜBNER / Z INCKE , Lexicon, 367–369. Zweck des Buchhaltens Memorial, Journal und Hauptbuch

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