Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 277 - Venedig stellte zwei Tratten in Höhe von insgesamt über 1.800 Gulden auf Brandegski aus, der mit seinem Akzept versprach, sie zur Verfallzeit zu completieren – also den Betrag an Koller auszuzahlen oder ihm gutzuschreiben, wenn dieser den Wechsel bei ihm vorlegte. 1541 Brande- gski war ein Niederlagsverwandter in Wien, 1542 hatte aber ein Haus in Steyr, wo er als Eisen- händler nachweisbar ist. 1543 Weiters können noch Josef von Müller, 1544 Johann Georg Scheidlin, 1545 Geymüller & Co., 1546 Wolfgang Heinrich Heylmann, 1547 Johann Georg von Palmatty, 1548 Frieß & Co., 1549 Schinner & Klinger, 1550 Josef Odilo Goldhang & Franz Fritsch 1551 sowie Josef Anton Glude- rer & Comp. als Wiener Bank- und/oder Großhandelshäuser genannt werden, die im Dienste der Koller Wechselgeschäfte abwickelten. Dies konnte so aussehen, dass Jakob Koller im Som- mer 1787 drei Wechselbriefe an Josef Anton Gluderer in Wien schickte: einen über rund 177 Gulden auf den Bezogenen Hebenstreit, einen über rund 356 Gulden auf Stammetz und einen über rund 142 Gulden auf Benvenutti. Die Wechsel hatte Koller wahrscheinlich von sei- nen Kunden/-innen erhalten, die damit ihre Schulden für einen Geschmeidwarenkauf beglichen. 1541 StA Steyr, Briefkopierbuch (1724), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 7, fol. 1. 1542 Niederleger (oder „Niederlagsverwandte“) waren seit 1515 privilegierte oberdeutsche Fernhandelskaufleute, denen – ohne das Bürgerrecht zu besitzen – der Fern- und Großhandel in Wien erlaubt war, wozu sie dauerhafte Niederlassungen unterhalten und zu den Jahrmärkten außerdem Detailhandel betreiben durften; siehe R AUSCHER / S ERLES , Wiener Niederleger, 156. 1543 Von ca. 1723 bis 1735 waren Brandegski und seine Ehefrau Maria Anna Inhaber der Engegasse Nr. 5 / Ennskai Nr. 3. Von 1808 bis 1836 ist außerdem ein Eisenhändler Namens Franz Brandegski auf dem Haus als Besitzer nachweisbar, mit dem Josef von Koller in regem Geschäftskontakt stand; siehe K RENN , Häuserchronik, 170. 1808 kündigte Brandegski die Auflösung der Wiener Gesellschaft mit den übrigen Brandegskischen Erben an, dass er die Handlung aber weiterführe und das Haus in Steyr beibehalten wolle; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (1.6.1808), Kasten XII, L3/2 FXXIX 1–123 Nr. 59. 1544 Müllers vollständiger Titel liegt erstmals in einem Brief Wolfgang Heinrichs Heylmanns an Jakob Koller im Jahre 1787 als Notiz bei, wobei er als Ritter des Reiches und Hofagent für Böhmen und Galizien ausgewiesen ist; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (31.3.1787), Kasten XII, L3/1 FXXV 1–62 Nr. 38; StA Steyr, Geschäfts- brief aus Wien (27.5.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 92. 1545 Das Handelshaus Scheidlin vermittelte im Absatz nach Konstantinopel und wickelte auch Zahlungen von dort ab; siehe z. B. StA Steyr, Geschäftsbrief aus Konstantinopel (25.8.1808), Kasten XII, L4/4 FV 1–123 Nr. 53. 1546 Geymüller & Co. wickelten z. B. Zahlungen aus Konstantinopel für Koller ab; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (19.2.1806), Kasten XII, L3/3 FXVII 1–129 Nr. 56; StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (19.10.1808), Kasten XII, L3/2 FXXIX 1–123 Nr. 105. Johann Heinrich Geymüller der Ältere gehörte zu den Gründern der Österreichischen Nationalbank (1816); siehe Josef M ENTSCHL / Gustav O TRUBA , Österreichische Industrielle und Bankiers (Österreich-Reihe 279/281), Wien 1965, 51–57. 1547 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (31.3.1787), Kasten XII, L3/1 FXXV 1–62 Nr. 38. Ein Wolfgang Friedrich Heilmann absolvierte bei seinem Vetter Johann Heinrich Stammetz eine Lehre, war danach 23 Jahre lang als An- gestellter tätig und eröffnete schließlich sein eigenes Großhandelsgeschäft, das auch Wechselgeschäfte abwickelte. Er gehörte zur bürgerlichen Elite Wiens; siehe Ingrid M ITTENZWEI , Zwischen gestern und morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert (Bürgertum in der Habsburgermonarchie 7), Wien u. a. 1998, 114–116, 132, 252 u. 311. 1548 Siehe z. B.: StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (20.1.1808), Kasten XII, L3/4 FVIII 1–135 Nr. 133. 1549 Fries & Co. vermittelten Zahlungen nach Westeuropa, z. B. mit Vevey oder Reims; siehe StA Steyr, Geschäfts- brief aus Wien (25.3.1808), Kasten XII, L3/2 FXXIX 1–123 Nr. 111. Das Großhandels- und spätere Bankhaus war eine tragende Stütze der maria-theresianischen Wirtschaftspolitik; siehe M ENTSCHL / O TRUBA , Industrielle, 39–46; Felix C ZEIKE , Hg., Historisches Lexikon Wien. 2. Bd.: De–Gy, Wien 1993, 417 f. 1550 Siehe z. B.: StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (21.7.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 67. 1551 1783 scheinen die beiden unter den zwölf Teilhabern der Wiener Eisenhandlungs-Kompagnie auf; siehe J Ä- GER -S UNSTENAU , Eisenhandel, 16 f.
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