Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 275 - das Guthaben der Koller, das sich aus in Zahlung gegebene Wechsel (Rimessen) oder Tratten, bei denen der Bankier als Begünstigter fungierte, speiste. Wechsel boten eine sichere Alternative zu risikoreichen Bargeldtransporten durch den bar- geldlosen Transfer. Daneben hatten Wechsel außerdem den Vorteil, dass sich die Liquidität von Kaufleuten erhöhte, da ihnen die Bankiers Vorschüsse gewährten bzw. nicht sofort mit ihnen abrechneten, wodurch eine Kontoüberziehung möglich war. 1529 Die Bezahlung von Teilbeträ- gen – man stellte nicht immer eigens Wechsel mit dem jeweiligen Schuldbetrag aus, sondern gab auch jene Wechsel weiter, die man selbst bekommen oder gekauft hatte (Rimessen) – be- schleunigte außerdem den Geldumlauf und machte den raschen Abschluss weiterer Geschäfte möglich. 1530 Wechsel wurden vor allem auch dann eingesetzt, wenn es um Geldtransfers in fremde Wäh- rungszonen ging. Fernhandelskaufleute hatten nicht immer die passenden Fremdwährungen pa- rat und waren wohl auch nicht glücklich darüber, wenn ihre Schuldner/-innen in Münzen be- zahlten, die sie wiederum zum Umwechseln bringen mussten: Die Firma Volderauer & Co. aus Tirol kündigte im Frühjahr 1787 an, ihre Schuld bei Jakob Koller mit einem Fass voller Münzen in fremden Währungen – darunter französische, florentiner, bayerische und italienische Gold- münzen und Dukaten – zu bezahlen. Auf Bitten Kollers schickten die Schuldner das Fass im Wert von fast 670 Gulden aber zunächst zur verschwägerten Spezereiwarenhandlung Christian Pauernfeind in Salzburg, 1531 welche die Geldstücke in Salzburger Münzen tauschte. Über die Firma Franz Anton Spängler 1532 sollte das Fass schließlich an Koller zugestellt werden. Beim Münzwechsel konnten auch Wechsel dienlich sein, z. B. als der Passauer Geschäftsmann Josef Fabian Schmidt Josef von Koller im August 1806 1.000 Gulden in Kupfermünzen (drei und sechs Kreuzer-Stücke) gegen kurzsichtige Wiener Wechsel mit zweiprozentigem Agio (Wech- selspesen) anbot. 1533 In diesem Fall handelte es sich um einen Wechsel, bei dem der Remittent und der Begünstigte ein und dieselbe Person (Schmidt) waren, während Koller als Aussteller 1529 G ORIßEN , Handelshaus, 249. 1530 Zdenĕk Š IMEČEK , Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme (Bartholome) 1560–1568, in: Mitteilungen des oberösterreichischen Landesarchivs 17 (1993), 31–203, hier 70. 1531 Im Nachlassinventar Johann Christian Pauernfeinds (1687–1768) scheint kein größerer Vorrat an Fremdwäh- rungen auf, da der Spezereiwarenhändler auch nicht auf den Geldwechsel spezialisiert war. Koller ließ bei Pauern- feind wahrscheinlich wechseln, weil die beiden Familien durch Heirat miteinander verwandt waren; siehe H ÖR- MANN u. a., Nachlassinventar. 1532 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Salzburg (3.4.1787), Kasten XII, L3/2 FXII 1–136 Nr. 18. Womöglich trafen Spängler und Koller auf einem der Linzer Jahrmärkte zusammen, wo sich das Salzburger Handelshaus nachweis- lich in den 1760er und 1770er Jahren regelmäßig aufgehalten hatte; siehe H ÖRMANN , Handelsnetze. Über den Kaufmann und seinen Haushalt siehe außerdem Reinhold R EITH u. a., Das Verlassenschaftsinventar des Salzburger Tuch- und Seidenhändlers Franz Anton Spängler von 1784. Einführung und kommentierte Edition (Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg 42), Salzburg 2015; Reinhold R EITH u. a., Hg., Haushalten und Konsumieren. Die Ausgabenbücher der Salzburger Kaufmannsfamilie Spängler von 1733 bis 1785 (Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg 46), Salzburg 2016. 1533 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Passau (28.8.1806), Kasten XII, L3/2 FVII 1–91 Nr. 17. Vorteile Münzwechsel
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