Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 267 - Schifffahrt zwischen Lauingen und Wien informierte, benutzt er dafür ein vorgedrucktes Schreiben, bei dem nur mehr die jeweilige Anrede am Briefkopf einzufügen war. 1496 Weitge- hend vorgedruckt war außerdem die Information Matheo Prenz’ aus Triest über die Wiederauf- nahme des Handels mit Deutschland , nachdem die dreimonatige Handelsunterbrechung durch den Frieden mit Frankreich zu seinem Ende gekommen war. 1497 Vor allem Rundschreiben, mit denen Geschäftspartner/-innen über „die Eröffnung, Vergrößerung, Übergabe und/oder Verle- gung des Geschäftes“ sowie über „den Wechsel der Inhaber und das Erteilen und Löschen von Prokuren“ informiert wurden, 1498 sind besonders häufig als Vordrucke im Koller-Archiv über- liefert. Auch die Koller selbst benutzten die Drucktechnik und gaben am 4. Juli 1798 den Tod des Unternehmensinhabers Johann Baptist Jakob Kollers bekannt und informierten gleichzeitig über die Nachfolge durch seinen Sohn Josef. Dieser betonte, sich zu bemühen, ebenso recht- schaffend und eifrig zu sein wie sein Vater. Am Fuße des Briefes war Platz für eine persönliche Unterschriftenprobe, die zum Vergleich der Unterschrift auf den zukünftigen Geschäftsbriefen diente (siehe Abbildung 34) . 1499 Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts ist im Koller-Archiv eine zunehmende Überlieferung von teilweise oder vollständig vorgedruckten Geschäftsbriefen und -unterlagen zu beobachten. Der- artige Geschäftsdrucksorten, worunter auch gedruckte Etiketten (siehe Abbildung 10 a uf S. 108) , Visitenkarten und Preislisten fielen, wurden erstmals in England im 18. Jahrhundert verwendet. Die dafür angewandten Techniken des Buchdruckes und des Kupfertiefdruckes wa- ren jedoch anspruchsvoll und teuer und eigneten sich daher nicht für die Vervielfältigung in großen Mengen. Erst die Lithografie, die 1796 begründet wurde, eignete sich für die Massen- produktion und wurde ab etwa 1820 für Geschäftskorrespondenz verwendet. Vorteile waren z. B. eine freiere bildliche Gestaltung, wodurch auch kaufmännische Zeichen, Waren oder Pro- dukte abgebildet werden konnten. Außerdem ermöglichten Formulare und Vordrucke die ra- sche und übersichtliche Bewältigung der zunehmenden Korrespondenz. Um etwa 1800 gingen die handschriftlichen Geschäftsbriefe zurück, während die Verwendung von ganz oder teil- weise vorgedruckten oder mechanisch erstellten Mitteilungen zunahm. 1500 1496 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Lauingen (2.1.1787), Kasten XII, L3/1 FXXV 1–62 Nr. 6. 1497 Er informierte seine Geschäftspartner/-innen im Detail über die von ihm angebotenen Spezereiwaren und bot seine Dienste als Spediteur an. Handschriftlich bestätigte er unter dem Rundschreiben den Erhalt zweier Fässer, die Koller ihm zur Spedition geschickt hatte; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Triest (6.3.1806), Kasten XII, L3/2 FXXII 1–169 Nr. 51. 1498 R EININGHAUS , Archivgut, 74. 1499 Die Nummer „451“ sowie die Unterstreichung des Datums erfolgte mit blauer Tinte und dürfte von einem Archivar vorgenommen worden sein; StA Steyr, Zirkular über die Nachfolge im Hause Koller (Juli 1798), Kas- ten II, L1 FIV 1–451 Nr. 451. 1500 R EININGHAUS , Archivgut, 72 f.

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