Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 259 - 83 Absendeorte. Auch zu dieser Zeit war Venedig der Ort, mit dem am intensivsten korrespon- diert wurde. Zahlreiche Briefe gingen außerdem aus Wien, Triest und Regensburg ein und nicht unbedeutend waren außerdem Brescia, Genf, Linz, Nürnberg, Mailand und Weyer. Deutlich zu beobachten im Übergang zwischen den beiden Unternehmensphasen ist eine Intensivierung der Korrespondenz mit Triest, die erstmals 1741 nachweisbar ist und noch von Johann Josef Koller eingefädelt worden war. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts stieg der Briefwechsel mit dem öster- reichischen Freihafen deutlich an. Unter Maria Elisabethas Sohn Jakob (1773–1798) schließlich war Triest bereits jener der 72 Orte, von denen die meisten Geschäftsbriefe überliefert sind. Erstmals stammten deutlich mehr Briefe aus Triest als aus Venedig, was dem langfristigen Auf- wärtstrend des Freihafens zu Ungunsten Venedigs entspricht. Weitere Briefe stammen außer- dem aus Linz, gefolgt von Mailand, Livorno, Wien, Turin, Verona, Treviso, Trient und Bo- logna. Das Bild zur Zeit Josef von Kollers (1798–1856), der mit Personen an mindestens 187 unterschiedlichen Orten in Verbindung stand, sieht wiederum anders aus: Wien war jener Ort, aus dem die meiste Korrespondenz überliefert ist. Ähnlich stark ist Triest in der Überliefe- rung repräsentiert, während Venedig weit hinter Mailand, Prag, Konstantinopel und Linz abge- schlagen ist. Weitere wichtige Orte für Josef von Koller waren Waidhofen an der Ybbs, Florenz, Budapest und Weyer. In der letzten Unternehmensphase (1856–1888) sind schließlich jeweils ein Brief aus Prag, Scheibbs und Wien überliefert, was die Gesamtüberlieferung sehr unausge- glichen macht. Die Koller schrieben ihre Briefe im Kontor (auch „Comtoir“ oder „Contoir“), der Schreib- stube, 1454 welche die Schaltzentrale der vor- und frühindustriellen Unternehmen bildete. Das Kontor hatte die Funktion als Ort der „schriftlichen Fixierung, Verwaltung und Kommunika- tion“ von Geschäften. 1455 Der Beschreibstoff dafür stammte um die Mitte des 18. Jahrhunderts vom Steyrer Buchdrucker Gregori Menhardt, der bedrucktes Korrespondenzpapier an Maria Elisabetha verkaufte. 1456 Rund 50 Jahre später lässt sich auch feines holländisches Postpapier nachweisen, von dem Johann Tobias Kießling aus Nürnberg zwei Ries (2.000 Bogen) 1457 um 50 Gulden an Josef von Koller verkaufte. 1458 Beim Postpapier handelte es sich um ein feines 1454 M AY , Versuch, 129. 1455 L IMBACH , Kommunikations- und Handlungspraktiken, 1 f. 1456 Im Dezember 1751 stellte Menhardt eine Jahresrechnung über 4 Gulden und 54 Kreuzer für das Bedrucken von mehreren hundert Bögen weißem und blauem Papier mit sogenannten Laurentzi Küpferl (Kupferstiche) aus; siehe StA Steyr, Buchdruckerrechnung (30.12.1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 9. 1457 Ab dem 18. Jahrhundert betrug das Papiermaß „Ries“ 1.000 Bogen und nicht wie im 17. Jahrhundert 480 Bo- gen; siehe M AYRHOFER , Quellenerläuterungen, 262. 1458 Kießling ließ das Papier an Karl Anton Hafferl in Linz senden, von wo es Koller abholen lassen konnte; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Nürnberg (10.11.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 111. Die Praxis des Briefeschreibens

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