Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 256 - sie die Form und die Inhalte der Korrespondenz untersuchte. 1448 Adelheid von Saldern wiede- rum untersuchte die interne Korrespondenz der fünf miteinander verwandten Inhaber der Schoeller-Häuser im frühen 19. Jahrhundert sowie den brieflichen Austausch mit übrigen Ge- schäftspartnern/-innen, um die historische Entwicklung der bis heute erfolgreichen Unterneh- merfamilie besser zu verstehen. 1449 Die geschäftliche Korrespondenz im 19. Jahrhundert steht auch bei Elke Kollar im Zentrum der Untersuchung, wobei die Autorin zunächst die Kulturge- schichte der Geschäftsbriefe seit dem Mittelalter aufarbeitet und schließlich Nürnberger Ge- schäftsbriefkorpora untersucht. Ihre Analyse betrifft sowohl die äußere Form der Briefe, wie die Qualität des Papiers, das Format der Bögen oder die grafische Gestaltung der Briefköpfe, als auch die inhaltliche, strategische und sprachliche Struktur des Textkörpers und der Schluss- formeln. 1450 Schließlich bezeichnet Stefan Gorißen den Briefwechsel neben kaufmännischen Reisen als entscheidendes Kommunikationsmedium der vorindustriellen Zeit, wenn es um die Etablierung und Aufrechterhaltung ausgedehnter und überregionaler Handelsbeziehungen ging. Auch er zog Briefkopierbücher als Quelle für seine Unternehmensgeschichte über die Firma Harkort, die keine europäischen Messen besuchte, heran. Fast täglich verließen mehrere Briefe über die preußische oder kaiserliche Post das Kontor. 1451 Die genannten Vorbildstudien gaben Anregungen in der Aufarbeitung der Koller-Geschäftsbriefe, deren vertiefende, qualitative Auswertung – aufgrund der Fülle der darin enthaltenen Daten – Gegenstand einer eigenständi- gen Forschungsarbeit sein könnte. Insgesamt sind im Stadtarchiv Steyr 3.764 relevante Geschäftsbriefe der Koller überlie- fert. 1452 Dabei sind aus manchen Jahren bzw. Unternehmensphasen mehr Briefe überliefert als aus anderen: die Jahre 1748 mit 206 überlieferten Geschäftsbriefen, 1751 mit 421 Briefen, 1787 mit 602 Briefen, 1806 mit 1.201 Briefen und 1808 mit 1.005 Briefen stechen besonders heraus (siehe Abbildung 31) . Aus den übrigen Jahren sind entweder häufig überhaupt keine oder bis zu 50 Briefe überliefert, was ein Beleg dafür ist, dass das Koller-Archiv nicht vollständig sein kann. Vor allem nach 1808 nimmt die Überlieferung schlagartig ab. 1453 Um sich das Ausmaß der Vernetzung vorindustrieller Kaufleute vor Augen zu führen, er- folgte zunächst eine quantitative Auswertung der Korrespondenz. Anhand der Metadaten (Ab- 1448 Ebd., 14. 1449 S ALDERN , Netzwerkökonomie, 313–316. 1450 Elke K OLLAR , Aufbruch in die Moderne. Nürnberger Geschäftsbriefe im 19. Jahrhundert (Nürnberger Werk- stücke zur Stadt- und Landesgeschichte / Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg 74), Nürnberg 2016. 1451 G ORIßEN , Handelshaus, 39–42 u. 217. 1452 Die übrigen, nicht relevanten Geschäftsbriefe waren an die Vorbesitzer von Stadtplatz Nr. 11 oder an Franz Wolfgang Koller am Stadtplatz Nr. 14 adressiert. 1453 Hinzu kommen drei Briefe aus den Jahren 1859, 1864 und 1865, die nicht im Stadtarchiv Steyr überliefert sind, sondern dankenswerter Weise von Ernst Schimanko zur Verfügung gestellt wurden. Geschäftskorres- pondenz Quantitative Auswertung
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