Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 252 - lag auf der traditionellen Absatzroute nach Russland, an der außerdem Krakau und Kiew la- gen. 1424 Ab 1772 gehörte Brody im neuen Kronland Galizien zur Habsburger-Monarchie und bildete damit einen wichtigen Stützpunkt im Russlandhandel. Auch die Koller nahmen den Ab- satzweg über Brody wahr, indem sie im April 1806 zwei Fässer Ahlen an die Firma Hausner & Violland verkauften. 1425 Es ist davon auszugehen, dass die Ahlen nicht in Brody blieben, son- dern für Abnehmer/-innen in Russland gedacht waren. 1426 Wien hatte nicht nur als Jahrmarktsort eine besondere Stellung im österreichischen Handel, es stellte auch das Tor in den Osten, auf den Balkan, ins Osmanische Reich und nach Russland dar. Jenseits der Hauptstadt war Pressburg der erste zentrale Umschlagplatz, von wo aus die Koller weiter auf und entlang der Donau ihre Warenbestellungen erfüllen ließen. Hummels Er- ben waren z. B. ein Kommissions- oder Großhandelsunternehmen, welches von Pressburg aus Geschäfte im Auftrag der Koller mit Ungarn vermittelte. 1427 Da die Donauschifffahrt zwischen Pressburg und Komorn aufgrund der Zersplitterung des Flussbetts, welches erst um 1900 regu- liert wurde, schwierig war, vollzog sich der Handel mit Ungarn und der Türkei bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hauptsächlich auf dem Landweg. 1428 Auf dem Balkan fungierte Belgrad an der Mündung der Save in die Donau als bedeutender Transitort für die Koller im Orienthandel. Über die Mur, die Drau, die Save und die Donau kamen Güter aus Österreich in Belgrad an und gingen von dort aus entweder weiter über Land Richtung Nordosten nach Kiew und Moskau 1429 oder Richtung Südosten durch das heutige Rumänien und Bulgarien in das Osmanische Reich bzw. in den Orient. Ab 1784 kam der Weg über die Donaumündung durch das Schwarze Meer hinzu, nachdem die Osmanen die Einfahrt österreichischer Untertanen ge- statteten. 1430 In Semlin/Zemun nahe Belgrad hielt Josef von Koller Kontakt zu Jakob Lehmann, der ihn im Mai 1808 über den Zustand der Handelsroute über Orsowa in das Osmanische Reich informierte: Eine Zeither ging das Carravannen Geschäft über Orsowa in die Türkey ruhig und gut von statten, und es wurden viele Gütter, die über Triest dahin nicht fortgebracht werden konnten, theils auf den Save Strom über Laibach hierher, theils aber über Wien hieher 1424 R ESCH , Region, 112. 1425 Die Zahlung der 1.112 Gulden per Wechsel wurde auf Johann Georg Schuller & Co. in Wien veranlasst; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Brody (23.4.1806), Kasten XII, L3/3 FXVII 1–129 Nr. 42. 1426 Der Wasserweg nach Russland hingegen führte entlang der Donau in das Schwarze Meer und von dort weiter über den Dnjepr; siehe R ESCH , Region, 112. 1427 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Pressburg (26.3.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 123. 1428 Erich L ANDSTEINER , Strukturelle Determinanten der Stellung Wiens im internationalen Handel, in: Peter Csen- des / Ferdinand Opll, Hg., Wien – Geschichte einer Stadt: 2. Bd.: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahr- hundert), Wien u. a. 2003, 187–201, hier 192. 1429 P ICKL , Steiermark, 32. 1430 L ANDSTEINER , Determinanten, 195. Transport in den Südosten

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