Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 251 - Rhein nahm für die Erschließung der Absatzmärkte in der Schweiz, in Frankreich und im west- lichen Deutschland eine Schlüsselfunktion für die Koller ein. Der Weg auf der Enns, der Donau und dem Hochrhein bis nach Basel kann auch für den Warentransport zu den Abnehmern/- innen in Lyon angenommen werden – zumindest, wenn eine Versendung zu Wasser möglich war. Ende 1807 / Anfang 1808 teilte Josef von Koller seinemWarenabnehmer J. G. Mannberger in Lyon brieflich mit, dass bis zum Frühjahr keine Versendung zu Wasser erfolgen könne. 1418 Daraufhin wünschte Mannberger, dass ein Teil seiner bestellten Feilen auf dem Landweg nach Regensburg gelangen und der Rest im Frühjahr auf demWasser nachgeschickt werden solle. 1419 Auf dem Weg zwischen Regensburg und Lyon passierte diese Lieferung bestimmt Ulm, wo die Gebrüder Kindervatter mehrfach als Transporteure im Zusammenhang mit Warensendungen aus Steyr standen. 1420 Auch zwei Fässer Sicheln gingen im Dezember 1808 zunächst über Se- bastian Pichler sel. Erben in München an die Gebrüder Kindervatter in Ulm. Die Münchner Spedition wurde außerdem von Koller damit beauftragt, ein Fass an Benedikt Laroche in Basel zu schicken, welches für Pierre Louis Sahler in Montbéliard bestimmt war. 1421 Von Basel bis Montbéliard war es nur mehr eine Tagesreise, sodass Sahler das Fass dort abholen lassen konnte. Über die Transportbedingungen und -wege in den Norden und Nordosten gibt es vergleichs- weise wenige Belege im Koller-Archiv. Wahrscheinlich hängt dies mit der Stellung Linz’ als zentraler Umschlagplatz für den Handel mit Böhmen, Mähren und Schlesien zusammen. Die Koller frequentierten häufig die Linzer Jahrmärkte, weshalb es möglich ist, dass ein Großteil der Geschäfte mit den böhmischen, mährischen und schlesischen Kaufleuten dort angebahnt und erfüllt wurde – selbst Reklamationen wurden über Linz abgewickelt: Der Krumauer Kunde Johann Florian Pleschner, der im März 1748 ein Fass Schindelnägel zum Weiterverkauf an das Krumauer Stadtwirtschaftsamt erhalten hatte, beanstandete die mangelhafte Größe der geliefer- ten Nägel. Pleschner kündigte an, sie mit möglichst geringen Frachtkosten nach Linz bringen zu lassen, damit Koller sie ersetzen könne. 1422 Nach Breslau hingegen gelangten die Waren auf der Donau nach Krems und von dort weiter in den Norden – vermutlich über Brünn. 1423 Breslau 1418 Ob es am Niedrigstand der Enns, am Eisgang oder an einer anderen Ursache lag, geht aus dem Brief leider nicht hervor. 1419 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Lyon (22.1.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 87. 1420 Die Firma Collomb & Fils in Vevey im April 1808 z. B. wünschte ausdrücklich, dass der Transport ihres Fasses Feilen durch die Gebrüder Kindervatter in Ulm erfolge; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Vevey (29.4.1808), Kasten XII, L4/4 FIII 1–105 Nr. 28. 1421 StA Steyr, Geschäftsbrief aus München (2.12.1808), Kasten XII, L3/4 FVIII 1–135 Nr. 114. 1422 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Krumau (2.3.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 64. 1423 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Breslau (1.11.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 17. Transport in den Norden und Nordosten
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