Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 250 - den Comer See und schließlich nach Mailand. 1410 Die 1724 nach Turin über Regensburg und Lindau transportierten zwölf Lägel Feilen und Ahleisen wurden am 6. April in Steyr abgesandt und kamen am 8. Juli in Turin an. 1411 Der zweitgrößte Hafen am Bodensee neben Lindau war Bregenz, wo ebenfalls der Transit von Warenlieferungen der Koller nachweisbar ist: Johann Ludwig Dunant aus Genf verlangte im November 1752, seine zwei im August bestellten Fässer Geschmeide so bald wie möglich zu Wasser über Linz und Regensburg an Johann Christoph Kayser in Bregenz zu senden. Kay- ser kümmerte sich ab Bregenz um die Zustellung der Fässer an Johann Jakob Aschwald in Schaffhausen. 1412 Zwei Wege führten von Schaffhausen aus weiter in den Westen: Aufgrund des Rheinfalls mussten vom Bodensee kommende Ladungen auf die Achse umgeladen werden – eine Straße führte weiter nach Zürich, in den Aargau und nach Frankreich. Unterhalb des Rheinfalls konnte man aber auch den Wasserweg weiter nach Basel (zum Oberrhein) benut- zen. 1413 Für die meisten Sendungen der Koller donauaufwärts war Regensburg der wichtigste Um- schlagplatz für Warensendungen in das Reich, in die Schweiz und nach Frankreich. Bereits im 16. Jahrhundert hatte der Schiffsverkehr auf der Donau und auf dem Inn in der Hand der Re- gensburger Schiffleute gelegen. Sowohl flussabwärts nach Linz, Krems und Wien, als auch flussaufwärts in den Westen waren die Regensburger dominierend. 1414 Die Koller standen vor allem mit der dortigen Transportfirma Alliuß & Barensfeld (Nachweise aus dem Jahr 1748) in Kontakt, 1415 sowie mit Ziegler & Naimmer (1748 und 1751), Wernhard Barensfelds sel. Witwe (1787), 1416 Christian Gottlieb Dimpfel (1806) und P. E. Kloneke (1808). War der Transport auf dem Wasser bis Regensburg nicht möglich, z. B. aufgrund von Eis wie im Jänner 1808, 1417 wurde auch die Übersendung zu Land von Steyr bis nach Regensburg genutzt. Wollte man den Wasserweg bestmöglich ausnutzen, schickte man die Lieferung von Regensburg auf der Donau nach Ulm, von dort circa 100 Kilometer über Land bis zum Bodensee, über den See und auf dem Rhein bis nach Schaffhausen, wo der Rheinfall überwunden werden musste, anschließend über den Hochrhein bis nach Basel und ab dort auf dem Oberrhein bis nach Straßburg. Der 1410 E ITEL , Verkehrsfunktion, 85. 1411 StA Steyr, Briefkopierbuch (1724), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 7, fol. 6 f. Geht man vom Transport über Ulm aus, ergab sich eine ungefähre Wegstrecke von rund 1.100 Kilometern, die in rund drei Monaten (93 Tage) über- wunden wurden, womit sich eine täglich zurückgelegte Strecke von rund 12 Kilometern ergibt. 1412 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Genf (November 1752), Kasten XII, L3/1 FXXXII 1–146 Nr. 45. 1413 E ITEL , Verkehrsfunktion, 88. 1414 H OFFMANN , Wirtschaftsgeschichte, 235. 1415 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Kirchdorf (8.7.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 25. 1416 Wernhard Barensfelds sel. Witwe wurde im Juni 1787 mit dem Warentransport zu Jakob Kollers Kundin in Straßburg – Georg Heinrich Kraus sel. Witwe – beauftragt; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Regensburg (7.6.1787), Kasten XII, L3/1 FXXV 1–62 Nr. 33. 1417 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Lyon (22.1.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 87. Bregenz Über Regensburg in den Westen
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