Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 249 - Aussee an die Firma Haffner – inzwischen geführt von Anton Triendl 1401 – gebracht, wo Koller über den Stahl weiter Verfügen konnte. 1402 Abgesehen vomWeg über Salzburg, war es außerdem möglich, noch weiter imWesten nach Italien – genauer gesagt in die Lombardei – zu gelangen, nämlich über das Bodensee-Gebiet, das im Transitverkehr von Schwaben nach Italien schon seit dem Mittelalter von großer Bedeu- tung war. 1403 Als die Firma Gianoli & Cane in Turin in den 1720er Jahren mehrmals Feilen und Ahlen bei Johann Josef Koller bestellte, gelangten diese für gewöhnlich über Regensburg und Lindau dorthin. 1404 Ebenso gingen die Feilen für die Firma Casini & Tagnano in Mailand über Lindau. 1405 Neben Bregenz hatte Lindau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts den größten Hafen am Bodensee. Die dort vor Anker liegenden sogenannten „Lädinen“ (Lastsegler), waren bis zu 31,5 Meter lang und konnten bis zu 150 Tonnen Last bewältigen. 1406 Der Weg über Lindau nach Mailand und Turin war besonders attraktiv, weil ein Großteil der Strecke auf dem Wasser zurückgelegt werden konnte: von Steyr auf der Enns bis zur Mündung in die Donau bei Mauthausen, anschließend donauaufwärts über Linz nach Regensburg und von dort weiter bis nach Ulm, wo es bereits seit 1712 eine planmäßige Linienschifffahrt zum Waren- und Perso- nentransport mit Wien gegeben hatte. 1407 Alternativ konnte ab Regensburg auch der Landweg über München eingeschlagen werden, wo die Koller ebenfalls Kontakte zu Speditionsunterneh- men pflegten, z. B. zur Firma Sebastian Pichlers sel. Erben. 1408 Von Lindau und Bregenz führte eine der kürzesten Verbindungen des Alpenraums in südlicher Richtung neben sowie auf dem Alpenrhein bis Chur, 1409 danach über die Bündner Pässe (Splügen, Septimer, Julier/Maloja) an 1401 Anton Triendl (1721–1796), Sohn eines Schwazer Handelsmannes, war Beamter und ab 1787 Chef des Han- delshauses Siegmund Haffners in Salzburg, später auch Stadtrat. Er war seit 1755 mit Sigmund Haffners Tochter Maria Anna in erster Ehe verheiratet. Ihm folgte als Chef des Haffnerschen Handlungshauses sein Sohn Sigmund Triendl nach; siehe M ARTIN , Familien, 61. Siehe außerdem Franz von L OSPICHL , Die Familien Haffner und Triendl. Ein Beitrag zur Salzburger Familien- und Unternehmergeschichte, Salzburg 1970. 1402 StA Steyr, Geschäftsbrief aus St. Veit (8.4.1808), Kasten XII, L3/1 FXXVIII 1–107 Nr. 21. Mit den in den Briefen häufig verwendeten Ausdrücken „darüber verfügen“ oder zu „disponieren“ war gemeint, dass die Koller weitere Befehle geben mussten, was mit den Waren geschehen sollte – also für wen sie bestimmt und wie sie zu versenden waren. 1403 Peter E ITEL , Die historische Verkehrsfunktion des Bodenseeraumes, in: Erwin Riedenauer, Hg., Die Erschlie- ßung des Alpenraums für den Verkehr im Mittelalter und in der frühen Neuzeit: Historikertagung in Irsee 13.–15.9.1993 (Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer Berichte der Historikertagungen 7), Bozen 1996, 85–99, hier 85. 1404 StA Steyr, Briefkopierbuch (1722–1723), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 2, fol. 26 f; StA Steyr, Briefkopierbuch (Juni bis August 1723), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 4, fol. 1 f. 1405 StA Steyr, Briefkopierbuch (1723–1724), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 5, fol. 9. 1406 B URMEISTER , Lastschiff, 31 f. 1407 H OFFMANN , Wirtschaftsgeschichte, 235. 1408 1787 transportierten Pichlers Erben zwei Fässer Eisengeschmeide an David Schwerers sel. Witwe in Lindau. Das Speditionsunternehmen versandte nach eigenen Angaben hauptsächlich in die Schweiz und ins Reich; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus München (12.10.1787), Kasten XII, L3/2 FXII 1–136 Nr. 21. 1409 Gerda L EIPOLD -S CHNEIDER , Schiffahrt auf dem Alpenrhein zwischen Chur und der Bodenseemündung, in: Erwin Riedenauer, Hg., Die Erschließung des Alpenraums für den Verkehr im Mittelalter und in der frühen Neu- zeit: Historikertagung in Irsee 13.–15.9.1993 (Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer Berichte der Historikertagungen 7), Bozen 1996, 219–244. Über den Boden- see nach Italien

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