Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 245 - sich die Transportwege jedoch zugunsten der Städte Graz und Klagenfurt, die an den neu aus- gebauten Straßen lagen. 1373 Schon vor der Förderung durch die Habsburger als Handelsort hatte ein Handelsweg von Graz über Maribor und Ljubljana nach Triest geführt. Wenige Jahre vor Verleihung des Frei- hafenprivilegs 1719 wurde mit dem Straßenbau begonnen, im Zuge dessen die Semmering- straße entstand, die über den Loiblpass ebenfalls nach Triest führte. Auch eine weitere neue Straße wurde geschaffen, die aus der ungarischen Tiefebene durch Kroatien bis an die Adria- Küste führte und „Karlsstraße“ genannt wurde. 1374 Mit Karl VI. brach eine neue Ära im Stra- ßenbau an, wobei mehrere Patente der Organisation der Straßenpflege gewidmet waren und ab 1737 eine eigene k. k. Weg-Kommission zu diesem Zweck gegründet wurde. Ihm wird die Einleitung des systematischen Baus moderner Reichsstraßen (Chausseen) zugeschrieben. 1375 Eine Bevorzugung des Triester Hafens gegenüber Venedig lässt sich in den Koller-Geschäfts- unterlagen erstmals 1735 feststellten, als die Firma Bertochini & Co. aus Brescia ein Fass Feilen bei Koller bestellte. Ursprünglich war vereinbart worden, dass es über Villach an Antonio Maria Tiboni nach Venedig gesandt werden sollte, doch auß Verhinderung der Proviantfuhrn wurde es stattdessen nach Triest an Herrn Paul Tributsch (auch Tribuzzi) und dann erst nach Venedig gesandt. 1376 Wie erwähnt verlagerte sich das Transportwesen außerdem von Villach nach Kla- genfurt, wo die dortig ansässige Firma Karl Weilnböck & Comp. als Speditionsunternehmen im Auftrag Josef von Kollers fungierte. Koller hatte offenbar zwölf Colli (Frachtstücke) Ge- schmeide durch Josef Oppeneder nach Klagenfurt geschickt, wo sie der Fuhrmann Weilnböcks übernahm und sich um den Weitertransport nach Triest kümmerte. Zwischen Planica und Adelsberg (Postojna) verlor er jedoch die Frachtbriefe, 1377 weshalb Weilnböck Koller um ein Duplikat bat, damit er den Fuhrlohn berechnen konnte. 1378 Auch über Graz gelangten Waren nach Triest: Simon Wolfgang Weinmeister aus Möderbrugg bot zu Weihnachten 1787 an, seine Sensen franko bis Knittelfeld zu liefern, von wo sie innerhalb eines Tages über die Mur nach Graz gelangen würden. In Graz müsse Koller dann seine Freundt (Geschäftsfreunde) mit dem Weitertransport nach Triest beauftragen. 1379 Ein Detail dieses Briefes regt zur näheren Beschäftigung mit der Transportgeschwindigkeit im 18. Jahrhundert an: Die Strecke von Knittelfeld nach Graz stromabwärts auf der Mur umfasst 1373 R AUSCHER , Wege, 232. 1374 G ASSER , Entwicklung, 23. 1375 H OFFMANN , Wirtschaftsgeschichte, 230 f. 1376 StA Steyr, Briefkopierbuch (1735–1736), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 8, fol. 4. 1377 Zum Thema Frachtbriefe siehe Monika D OMMANN , Verbandelt im Welthandel. Spediteure und ihre Papiere seit dem 18. Jahrhundert, in: WerkstattGeschichte 20/58 (2011), 29–48. 1378 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Klagenfurt (14.11.1808), Kasten XII, L3/4 FXXX 1–155 Nr. 61. 1379 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Möderbrugg (24.12.1787), Kasten XII, L3/3 FXXVII 1–182 Nr. 79. Transport nach Triest Transport- geschwindigkeit
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2