Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 244 - den Handel zwischen Oberdeutschland und Venedig die wichtigste Verbindung. 1365 Bei Villach stieß diese Route wiederum auf die Venediger Handelsstraße. Eine dritte und die längste der drei genannten Transportoptionen führte entlang oder auf der Enns bis Altenmarkt bei St. Gal- len und von dort entweder über Admont, Rottenmann und Zeiring zum Anschluss an die Vene- diger Straße oder über Großreifling zum Erzberg, wo man den Präbichl überquerte und schließ- lich ins Murtal gelangte – dort gab es wiederum Anschluss an die Straße Wien–Venedig. 1366 Den Koller standen also mehrere Handelswege zur Verfügung, um ihre Waren nach Venedig zu versenden, wobei Villach als Transitort eine bedeutende Rolle zukam. Schon seit der Rö- merzeit war Villach der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Kärntens gewesen und seit Beginn des 13. Jahrhunderts lässt sich Handel mit Venedig nachweisen. 1367 Ihr Standortvorteil war die besondere Lage am Knoten der Salzburger Tauernstraße / Venediger Straße sowie an der Ost- West-Trasse von Bozen nach Pettau und Ungarn. Außerdem war sie bis ins 18. Jahrhundert hinein Niederlage zwischen Wien und der Adria und damit der wichtigste Handelsplatz Kärn- tens. 1368 Sowohl für kürzere Strecken als auch für längere Transporte zwischen Wien und Ge- mona war Villach schon immer Umladeplatz gewesen, sodass es dort im frühen 18. Jahrhundert zehn bürgerliche Fuhrleute gab, die den Beruf gewerblich ausübten und nicht – wie so häufig – als bäuerliches Nebengewerbe betrieben. 1369 Als Giuseppe Chiesa im Oktober 1722 ein Fass klares Öl an Johann Josef Koller in Steyr verkaufte, ließ er es durch den Faktor Andre Schmid in Villach transportieren. 1370 Seine Bestellung von Schermessern, Absatzzwecken und anderen Zwecken wünschte Giovanni Pietro Ucelli an Frau Allesch nach Villach geliefert zu bekom- men. 1371 Die Koller standen ab der Mitte des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts außerdem mit den Faktoren Johann Baptist Egger, Josef Anton Fras & Söhne, Sigmund Robinig, Franz Anton Schusterschitz und Georg Sigmund Seidner in geschäftlichem Kontakt. Als Kaufleute verban- den sie den Eigen- und den Kommissionshandel mit der Spedition und gehörten zu den ange- sehensten Personen Villachs. 1372 Mit der Ernennung Triests zum Freihafen 1719 verlagerten 1365 K LEIN , Zezi, 10. 1366 O FNER , Handelsleute, 30 f. 1367 Herbert H ASSINGER , Geschichte des Zollwesens, Handels und Verkehrs in den östlichen Alpenländern vom Spätmittelalter bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1. Bd.: Westkärnten–Salzburg (Deutsche Zolltarife des Mittelalters und der Neuzeit 5), Stuttgart 1987, 278 f. 1368 R AUSCHER , Wege, 232. 1369 H ASSINGER , Verkehrsgeschichte, 463. 1370 StA Steyr, Briefkopierbuch (1722–1723), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 2, fol. 15 f. Neben Schmid und Allesch wurden im Übrigen auch die Herren Grappler in Glemau (Gemona) mit dem Warenversand nach Steyr durch Chiesa in Venedig beauftragt; siehe StA Steyr, Briefkopierbuch (1722–1723), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 2, fol. 27 f. 1371 StA Steyr, Briefkopierbuch (1723–1724), Kasten XII, L2 FIV 1–9 Nr. 6, fol. 4 f. 1372 Einige dieser Faktoren finden bei Hassinger namentlich Erwähnung; siehe H ASSINGER , Handels- und Ver- kehrsstellung, 280. Villach
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