Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 241 - Michael Scheibenpogens Sohn Gottlieb in Linz, Regina Clara Viechbaur in Linz und Ziegler & Naimmer in Regensburg als Schiffmeister/-innen nachweisbar. Während der Unternehmens- führung durch Jakob Koller (1773–1798) wurden Johann Georg Gußner 1354 und Anton Rose- nauer – beide in Linz – beauftragt und zur Zeit Josef von Kollers (1798–1856) ein gewisser Johann Martin Laurer in Wien. Von 1751 ist eine weitere Rechnung eines Schiffmeisters überliefert: Wolfgang Josef Petz stellte Maria Elisabetha Koller 116 Gulden in Rechnung, da er das ganze Jahr hindurch für ihre Eisenhandlung zentnerweise Waren nach Mauthausen und Linz transportiert hatte. Mitte April z. B. hatte sie vier Fässer Nägel und Hufeisen nach Linz verschiffen lassen – vermutlich waren sie für den bevorstehenden Ostermarkt gedacht. Auch Mitte August brachte Petz Schlossblech, Nägel, Hufeisen, Zaineisen, Geschmeide und Pfannenlöffel nach Linz – höchstwahrscheinlich zur Vorbereitung des Bartholomäusmarktes. Die zwei Fässer Öl hingegen, die Petz ein anderes Mal nach Mauthausen transportierte, könnten für die dortigen Verwandten bestimmt gewesen sein oder wurden in Mauthausen auf die Straße nach Freistadt umgeladen. 1355 Mit den Schiffmeistern verband die Koller mehr als nur eine geschäftliche Beziehung – Le- opold Anton Schedlberger und seine Frau Maria Anna waren die Taufpaten dreier Kinder Jo- hann Josef und Maria Elisabetha Kollers: Maria Elisabetha (geb. 1726), Johann Josef Anton (geb. 1727) und Maria Anna Rosina (geb. 1729). Auch Wolfgang Josef Petz war Pate zweier Kinder – später sogar deren Trauzeuge 1356 – und fungierte als einer der beiden Gerhaben (Vor- münder) der Kollerischen Kinder im Erbschaftsstreit zwischen Maria Elisabetha und ihrem Stiefsohn Johann Adam im Jahre 1743. Es ist nicht verwunderlich, dass die Koller Anschluss zur „geschlossenen Gesellschaft“ der Schiffmeister suchten, denn im Prinzip waren sie „reine Handelsleute, die Waren einkauften, verführten und verkauften“, womit sie zu einem angese- henen Berufsstand zählten. 1357 Sie waren Persönlichkeiten, die „ganz und gar nicht das rauhe Leben der Fuhrleute teilte[n].“ 1358 Dass der Warentransport zu Wasser mit einem gewissen Risiko behaftet war, belegt der Schiffsfund von Altenwörth zwischen Krems und Tulln. 1975 kam bei Bauarbeiten an einem Donaukraftwerk das Ladegut eines Donauhandelsschiffes zum Vorschein, das mit Eisenwaren für den ungarischen Absatzmarkt beladen war. Es transportierte Hämmer, Bohrer, Beiß- und 1354 Gußner war bürgerlicher Schiffmeister in Linz im Haus an der Unteren Donaulände, welches zuvor lange Zeit im Besitz der Familie Scheibenpogen gewesen war; siehe K RECZI , Häuserchronik, 179 f. 1355 StA Steyr, Schiffmeisterrechnung (31.12.1751), Kasten XII, L3/3 FIX 1–55 Nr. 49. 1356 Seine Patenkinder waren Franz Wolfgang (geb. 1731) und Jakob Koller (geb. 1739). 1357 F INK , Michael, 11. 1358 Karl Heinz B URMEISTER , Vom Lastschiff zum Lustschiff. Geschichte der Schiffahrt auf dem Bodensee, Kon- stanz 1992, 67 f. Schiffmeister Der Schiffsfund von Altenwörth

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