Eisenhandel im vorindustriellen Steyr
- 240 - ihren Geschäftspartnern/-innen, dass sie sich um den Transport bis zu einem bestimmten Ort kümmerten, indem sie entweder eigene Knechte oder Handelsdiener dorthin schickten oder Fuhr- bzw. Schiffleute damit beauftragten. Die Abnehmer/-innen hingegen kümmerten sich da- rum, wie die franko an den vereinbarten Ort gelieferten Waren von dort zu ihnen gelangten und beauftragten ihrerseits wiederum Fuhr- bzw. Schiffleute oder Spediteure bzw. ließen die Waren durch ihre eigenen Knechte oder Boten abholen. So konnte an einer Warensendung eine ganze Reihe an Personen aus dem Transportgewerbe beteiligt sein. In Steyr ansässige Schiffleute fan- den bereits im Abschnitt zu den Jahrmärkten Erwähnung, denn sie waren es, die die Güter für Johann Josef Koller nach Linz brachten. Aus dem Jahr 1728 ist außerdem die Rechnung Leo- pold Anton Schedlbergers überliefert, der Nägel, Hufeisen, Schlosserblech, Messer, Eisen und anderes Geschmeide nach Mauthausen, Ottensheim, Linz, Enns, Sarmingstein und Krems brachte. 1348 Schedlberger war ein Schiffmeister, dem das Recht oblag, als Frächter oder Spedi- teur, Waren gegen Lohn zu transportieren. 1349 Zwischen Juni 1728 und November 1729 pas- sierte die Firma Schedlberger mindestens neun Mal die Mautstelle Aschach in beiden Richtun- gen. Donauaufwärts – gezogen von 12 bis 14 Pferden 1350 – transportierte sie für Johann Josef Koller, andere Kaufleute sowie die Innerberger Hauptgewerkschaft, Waren wie Geschmeide und Stahl – donauabwärts hingegen fuhr sie meist mit wenigen Gütern für den Eigenbedarf oder gar leer zurück. 1351 Koller beauftragte neben Schedlberger und später dessen Witwe, weitere Schiffleute mit dem Transport von Geschmeide, Sensen, Nägeln und Blech, z. B. die beiden anderen Steyrer Schiffmeister Josef Selhammer und Kaspar Wilhelm, außerdemMichael Schei- benpogen in Linz, 1352 Leopold Grad in Aschach und Philipp Rosenauer in Passau. 1353 Zur Zeit als Maria Elisabetha der Handlung vorstand (1742–1773) sind Wolfgang Josef Petz in Steyr, 1348 Auf dem Rückweg von Mauthausen am 13. April transportierte Schedlberger 60 Emmer (3.480 Liter) Wein; siehe StA Steyr, Contoauszug (31.12.1728), Kasten XII, L1 FI 1–108 Nr. 40. 1349 P ALLA , Arbeit, 279. 1350 Der sogenannte Gegenzug stromaufwärts erforderte die Mitarbeit zahlreicher Personen und Zugtiere und die Anwendung technischer Hilfsmittel. Die Schiffe wurden von den Pferden entlang einfacher Pfade (Treppelwege) entlang der Donau gezogen, insbesondere in den ruhigeren Seitenarmen; siehe dazu die Dauerausstellung im Schifffahrtsmuseum Spitz an der Donau. 1351 Koller taucht drei Mal als Auftraggeber Schedlbergers für Fuhren donauaufwärts auf; für welchen Ort die Fässer Geschmeide jedoch letztendlich bestimmt waren, wurde im Mautbuch leider nicht notiert; siehe Peter R AU- SCHER / Andrea Barbara S ERLES , Der Donauhandel. Quellen zur Österreichischen Wirtschaftsgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Datenbank der Aschacher Mautprotokolle (1627–1775), http://www.univie.ac.at/donau- handel/edition-der-aschacher-mautregister/ (18.11.2019). Zum Projekt „Donauhandel“ – der digitalen Edition der Kremser Waag- und Niederlagsbücher sowie der Aschacher Mautprotokolle – siehe Peter R AUSCHER / Andrea S ERLES , Fluch und Segen. Handelsgeschichtliche Massenquellen und die Erforschung mitteleuropäischer Märkte (13.–18. Jahrhundert), in: Peter Rauscher / Andrea Barbara Serles, Hg., Wiegen, Zählen, Registrieren: Handelsge- schichtliche Massenquellen und die Erforschung mitteleuropäischer Märkte (13.–18. Jahrhundert) (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas), Innsbruck / Wien / Bozen 2015, 19–42. 1352 Die Scheibenpogen waren eine Linzer Schiffmeister-Familie, die ein Haus an der Unteren Donaulände hatten. Auf Michael Scheibenpogen folgte in den 1740er Jahren dessen Sohn Gottlieb als Hausbesitzer und Schiffmeister; siehe K RECZI , Häuserchronik, 179 f. 1353 R AUSCHER / S ERLES , Mautprotokolle.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2