Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 237 - nicht nachweisbar. Vertrieb und Transport überschnitten sich bei den Harkorts zum Teil ge- nauso wie bei den Koller, da sich die Kommissions- und Speditionshäuser sowohl mit der Ver- mittlung von Geschäften, als auch mit der Versendung von Waren sowie der Zahlungsabwick- lung und auch mit dem Transport der Waren beschäftigen konnten. Wie die Waren im Detail von den Produzierenden zu den Koller und von dort an ihre jeweiligen Bestimmungsorte ge- langten, die mitunter tausende Kilometer von Steyr entfernt, jenseits von Gebirgen und Meeren lagen, soll Thema des nächsten Kapitels sein. 3.4.3 Transportmittel und -wege Anhand der Korrespondenz mit Fuhrleuten, Speditionshäusern, Faktoren, Produzenten/-innen und Abnehmern/-innen, lässt sich sehr genau nachverfolgen, wie der Güterverkehr der Koller gehandhabt wurde: einerseits wie Stahl und Eisen sowie Eisenkleinwaren von den Produktions- stätten zu den Koller gelangten und andererseits wie die Koller die Beförderung der von ihnen vermarkteten Waren zu den jeweiligen Bestimmungsorten bewerkstelligten. Der Weg des Eisens nach Steyr war im Stapelrecht festgelegt: Das in Innerberg erzeugte Roheisen musste auf dem Landweg nach Großreifling gebracht werden, wo es auf Flöße um- geladen und auf der Enns Richtung Steyr transportiert wurde. Auf dem Weg dorthin wurde an den sogenannten Lad- oder Hubstätten der Hammerwerksbezirke Halt gemacht, von wo die Hammermeister das Roheisen mit Pferdegespannen abholten und es zu ihren eigenen Produk- tionsstätten zur Weiterbearbeitung brachten. Das geschlagene Eisen und der Stahl wurden an- schließend wieder zu den Ladstätten gebracht, erneut auf die Flöße verladen und schließlich nach Steyr geführt. 1331 Daneben führte außerdem eine Straße entlang der Enns nach Steyr, die aufgrund ihrer großen Bedeutung für das Eisenwesen noch heute als „Eisenstraße“ bezeichnet wird. 1332 Ihr erster Streckenabschnitt – von Donawitz und Trofaiach über den Präbichl nach Eisenerz kommend bis zur Enns nach Hieflau – hatte bereits zur Zeit der Römer bestanden, ab Hieflau war die Befahrung der Enns mit Flößen möglich. 1333 In den Wintermonaten gestaltete sich das Umladen der riesigen Eisenmengen sehr umständlich und auch die Straßenverhältnisse waren lange Zeit schlecht. Nach viel Regen vermurten die Wege und bei hohem Schnee waren sie unpassierbar. Bei solchen unwirtlichen Bedingungen kam es vor, dass die Fuhrleute zu schwere, unförmige Klumpen ausgeblähten Eisens von ihren Wägen warfen, da ihr Transport zu mühselig war – die Hammermeister hatten diese dann auf eigene Kosten zurückzuholen. 1331 H ACK , Steyr, 21 f. 1332 H OFFMANN , Wirtschaftsgeschichte, 230. 1333 A LTZINGER , Entwicklung, 5 f. Von den Produk- tionsstätten nach Steyr

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