Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 235 - Matheo Prenz war eine weitere Person, die als Kommissionär von den Koller beauftragt wurde. Im März 1806 meldete er, dass er zwei Fässer von Josef von Koller erhalten hatte – eines davon habe er schon an Cavallar in Venedig gesandt, das andere liege im Mautamt zur Untersuchung. Im Übrigen übermittelte er einen teilweise vorgedruckten Geschäftsbrief, mit dem er sich zur Versorgung mit Spezereiwaren und als Spediteur anbot. Er verwies auf einen angebogenen (beigefügten), jedoch nicht überlieferten Preiscourant und berichtete über die Verfügbarkeit und Preisentwicklung von Öl aus Lecce (Apulien), Manna, Mandeln, suco li- querizia (Lakritze), sizilianischen Weinbeeren, Baumwolle aus der Türkei, Zweben (Frucht), Feigen, Weinbeeren, Gummi Arabicum, Gallus, Saflor (Färberdistel) und Reis. 1320 In zahlreichen Geschäftsbriefen schlägt sich die wachsende Bedeutung der Triester Kom- missionshäuser für den Fernhandel der Koller nieder, während die Handelstätigkeit mit Vene- dig bis zum Ende der Überlieferung konstant geblieben zu sein scheint. Um 1800 ist weiterhin zu beobachten, dass erstmals auch in Linz Kommissionäre von den Koller beauftragt wurden. Ein solcher war – neben anderen – P. Leithner, der im Jänner 1808 drei Zentner (168 Kilo- gramm) mittlere Rammeisen aus Josef von Kollers dortigem Gewölbe entnommen hatte und sich deshalb nach dem Preis erkundigte. 1321 Bei diesem Gewölbe handelte es sich vermutlich um ein dauerhaftes Lager jener Waren, die für den Jahrmarktsverkauf bestimmt waren. Die Jahrmarktsordnung für Wien von 1772 sah vor, dass übrig gebliebene Waren entweder zurück- genommen oder versiegelt eingelagert werden mussten, wobei es möglich war, diese in Kom- mission bei ansässigen Handelsleuten mit entsprechender Gerechtigkeit (Konzession) zu ge- ben. 1322 Für Linz wäre eine solche Regelung ebenfalls denkbar, sodass Leithner die Kommis- sion über die von Koller eingelagerten Restwaren gehabt haben dürfte. Im Monat darauf ent- nahm er wiederum 20.500 Kleppernägel, wofür er Koller rund 128 Gulden gut schrieb. 1323 Im Mai desselben Jahres erhielt Leithner ein Fass mit Nägeln von Alois Tassreitter in Ried und brachte es bis zur weiteren Disposition in seinem Gewölbe unter. 1324 Es lag an Koller, weitere Anweisungen zu geben, ob Leithner die Nägel nach Steyr oder gleich an die Abnehmer/-innen schicken sollte. Dies entsprach der klassischen Funktionsweise des Kommissionshandels: Waren wurden hinterlegt und im Kundenauftrag verkauft oder versandt. 1325 Zum Ein- und Verkauf von Waren konnte auch das Einkassieren und das Auszahlen von Geldern, die Durchführung von Bank- 1320 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Triest (6.3.1806), Kasten XII, L3/2 FXXII 1–169 Nr. 51. 1321 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Linz (18.1.1808), Kasten XII, L3/3 FIII 1–45 Nr. 20. 1322 H ERING , Hauptjahrmärkte, 89 f. 1323 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Linz (27.2.1808), Kasten XII, L3/3 FIII 1–45 Nr. 21. 1324 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Linz (23.5.1808), Kasten XII, 3/3 FIII 1–45 Nr. 24. 1325 J EGGLE , Kommunikation, 437. Matheo Prenz Vermittler in Linz Vorteile

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