Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 232 - Im 17. und 18. Jahrhundert gewann der Kommissionshandel an Bedeutung und ermöglichte Kaufleuten, ansonsten unzugängliche Absatzmärkte zu erreichen. 1309 Vor allem kleineren Kauf- leuten, die sich keine auswärtigen Handelsniederlassungen leisten konnten und die kein Wissen über die lokalen Handelsgebräuche und institutionellen Rahmenbedingungen hatten, boten diese Vermittlerpersonen die Chance, an weit entfernten Handelsplätzen präsent zu sein und zu agieren. Damit trugen sie zur Senkung der Transaktionskosten bei, indem sie Abnehmer/-innen und geeignete Transportmöglichkeiten zu Preisen, die im Interesse des Kommittenten (Auftrag- geber) waren, suchten. Auf diese Weise konnten die Kommittenten ein Netzwerk nutzen, auf das sie aufgrund der hohen Entfernung und fehlender Anknüpfungspunkte durch Verwandte oder Freunde, keinen Zugang gehabt hätten. Jacques Savary schrieb im 17. Jahrhundert dem Kommissionshandel zu, dass erst durch ihn Fernhandelsgeschäfte möglich wurden, ohne dass Kaufleute ihre Waren persönlich begleiten mussten. Diese Organisationsform sei „für das Han- delssystem als Ganzes unverzichtbar“ gewesen. 1310 Abbildung 27: Die acht wichtigsten Umschlagplätze für die Koller anhand der von dort eingegangenen Korrespondenz. 1309 Jacques S AVARY , Der vollkommene Kauff- und Handelsmann oder allgemeiner Unterricht alles was zum Ge- werb und Handlung allerhand beydes frantzösischer aussländischer Kauffwahren gehört […], Genf 1676, zitiert nach G ORIßEN , Vorindustrielle Unternehmer, 60. 1310 G ORIßEN , Differenzierung, 51. Triest 27% Wien 14% Linz 7% Venedig 6% Klagenfurt 5% Regensburg 5% München 4% Salzburg 4% Sonstige 28% Umschlagplätze Transaktions- kosten

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