Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 222 - Steyrer Prinzipal erstattete er laufend Bericht vom Marktgeschehen, gab bekannt, wie es um die bisherigen Verkäufe und die Preisentwicklung stand und teilte mit, welche Waren er noch in Wien benötigte. 1262 Auch die ihm in Wien zu Ohren gekommenen Neuigkeiten über die Schlachten zwischen den Preußen und Napoleon leitete er nach Steyr weiter. 1263 Wie in Linz unterhielten die Koller auch in Wien ein Lager, aus dem sich eine ortsansässige Handelsperson das Jahr hindurch als Kommissionär an den Waren bedienen und diese zum Absatz bringen konnte. 1264 Koller wiederum schickte nicht nur die von Volpi nachbestellten Waren und die dazugehörigen Fakturen, sondern auch an Geschäftspartner/-innen weiterzuleitende Briefe so- wie Wechsel, die Volpi den jeweiligen Bezogenen präsentieren sollte, um das Geld einzukas- sieren, nach Wien. 1265 Der überlieferte Briefwechsel belegt eine Aufenthaltsdauer von mindes- tens eineinhalb Monaten, die Volpi in Wien zubrachte. Hinzu kamen noch geschätzt jeweils eine Woche für die An- und Abreise sowie Zeit für das Aufbauen der Hütte und das Auspacken der Ware, sodass Volpi bestimmt zwei Monate von Zuhause weg war, worunter seine Ehefrau besonders litt. 1266 Volpi wurde in Wien höchstwahrscheinlich von Hilfspersonal unterstützt. Belegt sind min- destens ein Markthelffer , der offenbar dazu befugt war, eine größere Menge an Nägeln an Käu- fer/-innen zu übergeben, während die Rechnung dafür Josef von Koller auszustellen hatte. 1267 Womöglich war Georg Klingruber so ein Markthelfer, denn er bat Koller um Überschickung eines Hütten Schlößl mit zwey Schlißeln , da er es in der Hektik des Einräumens verloren hatte. 1268 Klingrubers und Volpis Tätigkeiten auf dem Wiener Jahrmarkt ähnelten sich weitge- hend. Unklar jedoch ist, ob Klingruber ein in Wien angeheuerter, vorübergehender Markthelfer war oder ob er das restliche Jahr hindurch in der Steyrer Handlung angestellt war und sich mit Volpi als Reisediener nach Wien zum Zweck des Jahrmarktes begeben hatte. 1262 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (7.4.1806), Kasten XII, L3/2 FXXII 1–169 Nr. 108. 1263 Dazu hatte er sich sogar Informationen vom Sekretär des russischen Botschafters eingeholt; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (8.5.1806), Kasten XII, L3/2 FXXII 1–169 Nr. 114. 1264 Ein solcher war womöglich Karl Schreyer, der in einem Brief vom 8. März berichtete, das übersandte Collo (Frachtstück) erhalten zu haben. Im Anhang sandte er außerdem eine Liste mit unterschiedlichen Nägelsorten, die er aus Kollers Lager eigenhändig genommen hatte und nun eine Rechnung dafür anforderte; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (8.3.1806), Kasten XII, L3/2 FVII 1–91 Nr. 41. 1265 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (3.5.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 32. 1266 StA Steyr, Brief nach Wien (16.5.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 23. Volpis Ehefrau befürchtete sogar, ihr Mann sei tot und warf Koller vor, die Briefe ihres Ehemannes zu fälschen; siehe StA Steyr, Geschäfts- brief aus Wien (3.5.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 32. 1267 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (22.2.1806), Kasten XII, L3/3 FXVII 1–129 Nr. 76. 1268 Außerdem informierte er darüber, dass er an Herrn Etzelt 540 Gulden übergeben hatte und mehrere tausend Nägel unterschiedlicher Gattung an die Herren Huber & Comp., Leopold Huber & Comp., Karl Schreyer, Franz Anton Pänckel in Wilfersdorf, Herrn Mandl in Baden, Johann Wedl, Herrn Brandegski in Wien und Josef Tränker in Fischamend aushändigte. Auch die Stadt hätte ihm einiges an Latten-, Boden-, halben Kreuzer- und Kreuzernä- geln abgenommen, weshalb er um Nachschub mit dem nächsten Schiff bat; siehe StA Steyr, Geschäftsbrief aus Wien (8.3.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 62. Markthilfen

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