Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 221 - bevorstehenden Linzer Ostermarktes zu erhalten, was den Jahrmarktsbesuch der Koller voraus- setzte. 1253 Im August desselben Jahres hielt sich Koller in Linz auf dem Jahrmarkt auf, während sein Prokurist Josef von Volpi in Steyr die Stellung hielt. 1254 Trotz der mangelhaften Überlie- ferungssituation ist davon auszugehen, dass die Linzer Jahrmärkte regelmäßig und über einen längeren Zeitraum von den Koller-Kaufleuten besucht worden sind. Da die dortigen Messen von überregionaler Bedeutung waren, boten sie den Koller gute Absatzchancen für ihre Export- güter, vor allem in nördliche Richtung nach Deutschland und Böhmen und von dort aus noch weiter. Während sich von den Linzer Jahrmärkten zahlreiche Marktbüchlein erhalten haben, gibt es von den Wiener Jahrmärkten keine vergleichbaren Quellen im Koller-Archiv. Dass die Koller aber auch die Jahrmärkte in Wien rege besucht haben, darüber geben einige wenige Geschäfts- briefe aus der Zeit Josef von Kollers Auskunft. In Wien hatte es spätestens seit 1278 zwei Hauptjahrmärkte gegeben, deren Termine sich im Laufe der Jahrhunderte mehrmals verscho- ben. Es etablierten sich aber – wie auch in Linz – ein Frühjahrs- und ein Herbstmarkt. 1255 Bis um 1700 stieg die Stadt zu einem der wichtigsten Finanzplätze der frühneuzeitlichen Habsbur- ger-Monarchie auf und war eingebunden in ein europäisches Netzwerk von Wechselplätzen. 1256 Mit dem Frieden von Passarowitz 1718 und den damit einhergehenden Handelsverträgen mit dem Osmanischen Reich kamen seit dem frühen 18. Jahrhundert Griechen, Türken und andere Sultansuntertanen als Besucher/-innen auf die Wiener Jahrmärkte. 1257 Im frühen 19. Jahrhun- dert jedoch wurden die Gewinne immer geringer und die Jahrmärkte daher immer unrentab- ler. 1258 Schon spätestens ab der Jahrhundertmitte zeichnete sich der Bedeutungsverlust der Wie- ner Hauptjahrmärkte ab, die nur mehr „eher ein Stück Tradition als eine wirtschaftliche Not- wendigkeit“ waren. 1259 1872 wurden beide Jahrmärkte schließlich abgeschafft, da sie schlecht besucht waren und nur mehr Kleinhandelsveranstaltungen darstellten. 1260 Aus dem Jahr 1806 gibt es eine Reihe an Geschäftsbriefen zwischen Josef von Koller und seinem Prokuristen Josef von Volpi, aus denen näheres über die Jahrmarktsbesuche hervorgeht: Volpi hatte sich ab Anfang April in Wien auf dem Jubilatemarkt (27. April) 1261 aufgehalten und dort in einer Hütte am Hohen Markt die Geschäfte stellvertretend für Koller geführt. Seinem 1253 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Eferding (24.3.1806), Kasten XII, L3/2 FXXXVI 1–90 Nr. 14. 1254 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Linz (19.8.1806), Kasten XII, L3/4 FXXI 1–142 Nr. 51. 1255 Felix C ZEIKE , Hg., Historisches Lexikon Wien. 3. Bd.: Ha–La, Wien 1994, 335. 1256 R AUSCHER , Wege, 261. 1257 Ebd., 256. Dazu außerdem Irmtraut H ERING , Die privilegierten Wiener Hauptjahrmärkte. Von ihrer Gründung im Jahre 1278 bis zu ihrer Aufhebung im Jahre 1872, Dissertation, Wien 1965, 45. 1258 R AUSCHER , Wege, 256. 1259 H ERING , Hauptjahrmärkte, 57 f. 1260 C ZEIKE , Lexikon Wien III, 335. 1261 Hermann G ROTEFEND , Zeitrechnung des Deutschen Mittelalters und der Neuzeit. HTML-Version von Dr. H. Ruth, http://bilder.manuscripta-mediaevalia.de/gaeste//grotefend/grotefend.htm (18.11.2018). DIE WIENER JAHRMÄRKTE Volpi auf den Wiener Jahr- märkten

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