Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 220 - 2 Kreuzern nicht abgeholt. 1245 Wahrscheinlich hatten Crembser und Koller vereinbart, dass die Warenübergabe im darauffolgenden Frühjahr erfolgen solle oder dass Crembser seine Bestel- lung auf eigene Kosten bei Premb abholen lassen könne. Die Überlieferung dieser unterschiedlichen Marktbüchlein endet leider im Jahr 1728. Die Koller waren aber weiterhin treue Jahrmarktsbesucher, schließlich war Linz ein zentraler Mes- seort, auf welchem Kaufleute aus Oberdeutschland – allen voran Regensburg, Köln, Augsburg und Nürnberg – mit den heimischen Kaufleuten zusammentrafen. Die deutschen Kaufleute ver- mittelten die Waren von Linz zu den Häfen an Nord- und Ostsee, weiter nach England, Spanien und sogar nach Übersee. 1246 Bis zum Dreißigjährigen Krieg zählte Linz aufgrund seiner beiden Jahrmärkte zu den bedeutendsten deutschen Finanzplätzen und stand auf einer Ebene mit den Messen und Märkten Straßburgs, Frankfurts und Leipzigs. 1247 Obwohl in der Sekundärliteratur ein allgemeiner Bedeutungsrückgang der österreichischen Jahrmärkte festgestellt wurde, 1248 stellten die Linzer Jahrmärkte für die Koller noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen bevor- zugten Handelsplatz dar. Veränderte Handelspraktiken und wirtschaftliche Rahmenbedingun- gen –die seit der Mitte des 17. Jahrhunderts aufgekommene Warenbestellung nach Mustern bei ausländischen oder weit entfernten Kaufleuten, die Einrichtung von Börsen, die Übertragbar- keit von Wechseln, die exportfeindliche Mautpolitik im Merkantilismus sowie die Organisation des Warenaustausches durch Großhandels- und Transportunternehmen – hätten dazu beigetra- gen, dass Messen im Allgemeinen an Bedeutung verloren. 1249 Wilhelm Rausch hingegen be- wertete die Linzer Jahrmärkte des ausgehenden 18. Jahrhunderts noch immer als Handelsver- anstaltungen von internationaler Bedeutung. 1250 Abgesehen von den Marktbüchern lassen sich im Koller-Archiv ein paar wenige Geschäfts- briefe und Rechnungen finden, die auch den Besuch der Jahrmärkte belegen. Im September 1748 hielt sich Maria Elisabetha Koller höchstpersönlich auf dem Linzer Bartholomäusmarkt auf. 1251 Eine Speisen- und Getränkerechnung belegt, dass sich einer ihrer Söhne mindestens vom 16. bis zum 30. August bei Anton Schwab zu Mittag und zu Abend verköstigen ließ, als er sich 1757 am Bartholomäusmarkt aufhielt. 1252 Wolfgang Rehberger aus Eferding bestellte Ende März 1806 bei Josef von Koller in Steyr mehrere Tausend Stück Nägel unterschiedlicher Sorten und einige Ringe Draht. Rehberger wünschte, die Lieferung am ersten Markttag des 1245 StA Steyr, Güterverzeichnis vom Linzer Bartholomäusmarkt (1720), Kasten XII, L4/1 FV 1–80 Nr. 46. 1246 H ACK , Steyr, 29. 1247 R AUSCHER , Wege, 258 f. 1248 Z. B. bei S ANDGRUBER , Ökonomie, 120. 1249 H OFFMANN , Wirtschaftsgeschichte, 143 f. 1250 R AUSCH , Handel, 112. 1251 StA Steyr, Geschäftsbrief aus Steyr (5.9.1748), Kasten XII, L3/4 FXVIII 1–134 Nr. 59. 1252 StA Steyr, Rechnung (30.8.1757), Kasten XII, L1 FIV 1–451 Nr. 374. Linz als wichtige Messestadt Weitere Jahr- marktsbesuche

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